Farzaneh Motefaregheh
„Ich möchte die Unterstützung an die Frauen weitergeben“
Als Farzaneh Motefaregheh vor 16 Jahren nach Deutschland kam, stand sie vor riesigen Herausforderungen – und bekam Hilfe im Mehrgenerationenhaus Kusel. Wie sie diese Unterstützung heute an andere Frauen weitergibt, erzählt sie im Interview.
Wie kam es dazu, dass Sie sich im Mehrgenerationenhaus engagiert haben, und was machen Sie dort?
Als ich nach Deutschland kam, sprach ich kein Wort Deutsch. Hier im Mehrgenerationenhaus habe ich meinen ersten Sprachkurs gemacht. Ich hatte zu der Zeit auch keinen festen Job. Also habe ich mir überlegt, dass ich gerne ehrenamtlich tätig sein und dadurch viel Kontakt mit Menschen haben möchte. Das erschien mir viel besser, als zuhause zu bleiben. Zurzeit koche ich einmal im Monat ein persisches Gericht für den Mittagstisch und begleite den MiA-Kurs für Frauen hier im Mehrgenerationenhaus. MiA bedeutet „Migrantinnen einfach stark im Alltag“. Es ist ein Kurs, in dem sich Frauen gegenseitig stärken. Sie machen sich Mut, lernen dazu und erfahren viel Neues.
Wie läuft der Kurs in der Regel ab? Wie unterstützen Sie die Frauen?
Die Frauen kommen einmal in der Woche zu uns ins Mehrgenerationenhaus. Meistens sind es etwa 15 Personen. Zusammen mit meiner Kollegin plane ich die Aktivitäten. Oft unternehmen wir gemeinsame Ausflüge, gehen zum Beispiel ins Schwimmbad, in die Stadt, ins Museum, backen, kochen oder grillen gemeinsam. Manchmal malen wir auch oder machen Handarbeit wie Nähen oder Stricken. Die Frauen haben Spaß und können gleichzeitig ein bisschen Deutsch lernen. Vor allem haben sie die Gelegenheit, miteinander zu sprechen und zu erzählen. Sie erfahren auch viel über die Kultur in Deutschland und wie Frauen hier leben können. Dann verstehen sie: Die Frauen hier sind anders, weil sie in Freiheit leben. Ich denke, das ist für die Frauen sehr gut. Sie sind unglaublich dankbar.
Auf welche Herausforderungen stoßen die Frauen, wenn sie nach Deutschland kommen und wie können Sie ihnen helfen?
Wenn die Frauen hierherkommen, sprechen sie kein Deutsch und haben viele Probleme. Sie sind oft allein mit ihren Kindern und brauchen dringend Unterstützung. Wir hören ihnen zu und versuchen, die Probleme gemeinsam zu lösen. Wir helfen beispielsweise auch mit Übersetzungen, Behördengängen oder beim Ausfüllen von Formularen. Viele Frauen kommen aus der Ukraine, dem Iran, Afghanistan, Syrien, Eritrea oder dem Sudan zu uns. Meine Muttersprache ist zwar Persisch, aber ich spreche auch Afghanisch und Arabisch. Deshalb habe ich viel Kontakt mit den Kursteilnehmerinnen. Sie sind sehr froh, dass sie mit jemandem reden können. Viele besuchen nach dem Abschluss des MIA-Kurses den Sprachkurs im Mehrgenerationenhaus. Und wenn sie Probleme haben, können sie weiterhin zu uns in die MiA-Gruppe kommen.
Wie kam es dazu, dass Sie beim Mittagstisch persische Gerichte kochen?
Am Anfang haben wir tatsächlich nur deutsche Gerichte gekocht. Dann habe ich mit meiner Kollegin, die auch Perserin ist, überlegt: Wie wäre es, wenn wir mal Persisch kochen? Wir haben unsere Koordinatorin gefragt und sie sagte: „Sehr gut, lasst uns das probieren.“ Dann haben wir abwechselnd Persisch und Deutsch gekocht. Mittlerweile sind wir zu viert, sodass ich nur noch einmal im Monat koche. Uns war es wichtig, unser Essen zu zeigen, weil es einfach lecker ist. Und auch die Deutschen haben viel Interesse daran und es schmeckt ihnen sehr gut. Am Anfang kamen nur drei Leute, mittlerweile kochen wir für zwölf oder sogar 15 Personen. Wir feiern auch viele Feste zusammen, wie kürzlich erst Norouz, das persische Neujahr.
Was bedeutet das Engagement für Sie persönlich? Gibt es Ihnen auch selbst etwas, sich zu engagieren?
Ich mache das Ehrenamt mit meinem Herzen. Hier kann ich meine Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit zeigen. Dabei tut es mir einfach gut zu sehen, wenn ich den Frauen helfen kann und sie glücklich sind. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, Regionen, Kulturen und Religionen zusammen. Da kommt es manchmal zu dem einen oder anderen Konflikt. Aber wir versuchen immer, die Probleme gemeinsam zu lösen, indem wir darüber sprechen. Und das klappt auch sehr gut. Als ich nach Deutschland ging, hatte ich die gleichen Probleme, wie die Frauen heute. Zum Glück habe ich im Mehrgenerationenhaus viel Hilfe bekommen. Diese Unterstützung möchte ich an die Frauen weitergeben.
Zur Person
Farzaneh Motefaregheh ist 52 Jahre alt und kam mit ihren beiden Töchtern aus dem Iran nach Deutschland. Als wir das Interview mit ihr führen, erzählt sie uns, dass sie heute schon für den Mittagstisch gekocht hat. An diesem Tag gibt es Sabzi Polou ba Mahi - Persischen Kräuterreis mit gebratenem Fisch.
Lust, sich zu engagieren?
Finden Sie Ihr Mehrgenerationenhaus!