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Engagiertenporträts

Hans Gerlach

„Ich mag es, das alltägliche digitale Leben der Menschen zu vereinfachen“

Hans Gerlach beantwortet im Mehrgenerationenhaus Erfurt/Moskauer Platz alle großen und kleinen Fragen zum Thema Digitalität. In Zukunft soll es einen weiteren Kurs geben, speziell für Menschen mit Migrationserfahrung.

Ein Mann sitzt an einem Tisch und zeigt auf einen Laptop
© Hans Gerlach

Wie kamen Sie auf die Idee, sich im Mehrgenerationenhaus zu engagieren?

Ich habe mich schon in meiner Schulzeit ehrenamtlich engagiert. Während meines Studiums bin ich nicht dazu gekommen, aber danach wollte ich mich unbedingt wieder engagieren und habe nach Möglichkeiten für ein Ehrenamt gesucht. In meinem familiären und beruflichen Umfeld ist mir zu der Zeit immer öfter aufgefallen, dass das digitale Leben für viele überhaupt nicht präsent oder teilweise ein großes Rätsel ist. Heutzutage findet alles vermehrt digital statt – sei es Online-Banking, die Online-Buchung von Bahntickets oder die Kommunikation mit der Familie in WhatsApp. Ich bin mit Computern, dem Smartphone, Apps und Co schon immer gut klargekommen. Deswegen wollte ich mich in diesem Bereich freiwillig engagieren. Bei meiner Onlinerecherche bin ich auf das Mehrgenerationenhaus Erfurt/Moskauer Platz gestoßen, in dem es bereits einen Kurs zu dem Thema gab. Das Haus suchte damals eine Person, die die Leitung übernimmt. Das war mein Glück. Nun bin ich seit circa vier Jahren dabei.

Worum geht es bei dem Angebot und wie läuft es ab?

In unserer Mediensprechstunde beraten wir Menschen, die die digitale Welt näher erforschen möchten. Ich beantworte Fragen zu ihren Handys, Computern oder Verträgen: Wie setze ich meine Passwörter zurück? Was ist eine App und wo kriege ich sie her? Wie lösche ich Fotos? Wie richte ich mein Gerät ein? Welches Gerät soll ich mir kaufen? Das sind häufige Fragen, mit denen die Leute auf mich zukommen. Die Sprechstunde kann vorab telefonisch im Mehrgenerationenhaus gebucht werden. Je nach aktuellem Bedarf erhalten Interessierte sofort einen Termin oder müssen ein paar Wochen warten, wenn die Nachfrage gerade sehr groß ist. Eigentlich ist die Sprechstunde als individuelle Beratung ausgelegt, gelegentlich kommen aber auch Paare oder Freundesgruppen. Die 45-minütigen Termine beginnen damit, dass die Leute erst einmal ihr Leid klagen, weil etwas nicht funktioniert. Wir sprechen dann darüber, was sie sich von der Sprechstunde erhoffen. Dadurch, dass viele die technischen Begriffe nicht kennen, muss ich das Problem zunächst identifizieren, bevor ich ihnen Schritt für Schritt zeige, wie sie es selbst lösen können. Da viele Probleme wiederholt auftreten, rate ich immer dazu, dass sie sich Notizen machen, um eine klare Schrittfolge zu haben, die sie immer wieder zu Hilfe nehmen können. Das eigenständige Ausprobieren und Üben sind sehr wichtig.

Gibt es Situationen während Ihres freiwilligen Engagements, an die Sie besonders gerne zurückdenken?

Ich persönlich finde die kleinen, alltäglichen Dinge am spannendsten. Es geht oft um die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, also wie Nachrichten verschickt werden, wie Sprachnachrichten funktionieren oder Fotos versendet werden. Mir macht es besonders viel Spaß, das alltägliche digitale Leben für die Leute zu vereinfachen. Hier fällt mir zum Beispiel eine ältere Dame ein, die in die Sprechstunde kam, weil sie nicht mehr wirklich gut gehen konnte, aber dennoch Zugang zu ihren Kontoauszügen brauchte. Als wir ihr dann gemeinsam das Online-Banking eingerichtet haben, war die Freude riesig, weil sie plötzlich wieder Zugang zu ihrem Konto und Geld hatte. Es erfüllt mich mit Freude, zu beobachten, wie die Menschen dann wieder mehr Sicherheit fassen. Mir ist es auch wichtig, den Leuten dabei zu helfen, einen Überblick über ihre Anmeldungen und Passwörter zu behalten. Hier mahne ich die Leute zu ein wenig Ordnung – zu ihrer eigenen Sicherheit. Es ist schön zu sehen, wie sie einfache Tipps und Tricks annehmen und dann auch etwas Disziplin bei der Umsetzung von groben Richtlinien zeigen.

Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt im Mehrgenerationenhaus?

Auf der einen Seite finde ich es einfach wichtig, dass jede und jeder ihren oder seinen Beitrag leistet, weil wir alle eine gesellschaftliche Verantwortung tragen. Insbesondere die jüngere Generation profitiert in vielerlei Hinsicht von dem Wissen der Älteren. Gerade deshalb halte ich es für notwendig, dass wir auf irgendeine Art und Weise etwas zurückgeben. Auf der anderen Seite ist das freiwillige Engagement wichtig für meine persönliche Weiterentwicklung. Das Ehrenamt ist oft auch sehr herausfordernd. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass man Menschen, die Unterstützung benötigen, unter die Arme greift, auch wenn man bestimmte Punkte sehr viele Male erklären muss. Für mich persönlich bedeutet das auch Geduld zu üben und sich den Menschen zu öffnen und anzunehmen.


Sind weitere Kurse für die Zukunft geplant?

Das Mehrgenerationenhaus plant aktuell einen Medienkurs für Menschen mit Migrationserfahrung, da diese die Sprechstunde bisher noch nicht so oft besuchen. Deswegen ist ein separater Kurs, der an drei Terminen stattfindet, in Planung. Wir wissen aus unserer Beratungsarbeit mit Menschen mit Migrationserfahrung, dass sich auch hier viele mehr das Know-how im digitalen Bereich wünschen. Oft geht es bei ihnen um Themen wie das Versenden von Anhängen, die Nutzung von Mailprogrammen oder Übersetzungsprogrammen. Der Kurs soll den Alltag erleichtern. Fragen, die sich in der Schulung ergeben, können dann in der regulären Sprechstunde weiter vertieft werden. Ein großer Mehrwert wäre es natürlich, Menschen zu finden, die uns freiwillig unterstützen möchten, die selbst eine Migrationsgeschichte mitbringen. Das wäre eine große Bereicherung für den Kurs, einfach eine Perspektive, die wir dafür brauchen. Natürlich gilt das nicht nur für den Medienkurs, sondern generell für die Angebote im Mehrgenerationenhaus.
 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Auf jeden Fall, dass das Angebot weiterhin bestehen bleibt. Es wäre auch schön, wenn mehr jüngere Leute mit ihren Problemen vorbeikommen würden. Vor allem ist es wichtig, dass die Leute motiviert sind, miteinander zu sprechen. Am schönsten wäre, wenn wir uns mit der Zeit ein wenig von der individuellen Betreuung lösen könnten und stattdessen einen offenen Stammtisch anbieten könnten. Auf diese Weise können diejenigen, die bereits länger kommen, anderen helfen und ihr Wissen teilen. Das wäre eine tolle Entwicklung.

Zur Person 

Jeden Montag bietet Hans Gerlach eine Digital-Sprechstunde im Mehrgenerationenhaus Erfurt an. Die Sprechstunde ist mittlerweile so beliebt, dass er vor kurzem Unterstützung von einer weiteren Kollegin bekommen hat. In der Sprechstunde erzählen ihm die Menschen neben ihren Technikfragen oft Geschichten aus ihrem Leben.

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