Klaus Scheuermann
„Es ist mir wichtig, den Menschen etwas mitgeben zu können.“
Klaus Scheuermann bietet im Mehrgenerationenhaus Kitzingen Kurse zu Poi Schwingen an. Welche Bedeutung das für ihn hat und welche Erfahrungen er mit seinen Teilnehmenden macht, erzählt er uns im Interview.
Wie kamen Sie auf die Idee, sich im Mehrgenerationenhaus zu engagieren?
In der heutigen Zeit ist es manchmal schwierig, dass die unterschiedlichen Generationen zusammenzukommen und gemeinsam Zeit miteinander verbringen. Das hat natürlich damit zu tun, dass unsere Lebensbereiche oft getrennt sind und besonders Kinder und Jugendliche eine ganz andere Lebenswelt haben. Genau deswegen finde ich die Mehrgenerationenhäuser ein gutes Angebot, denn dort können diese Barrieren wieder aufgebrochen werden.
Gleichzeitig kann es gerade für ältere Menschen schön sein, aktiv zu bleiben. Mein Vater war dement, weshalb ich ihn häufig im Altenheim besucht habe. Da war es toll zu sehen, wie ihm gemeinsames Musizieren geholfen hat.
Sie bieten im Mehrgenerationenhaus Kitzingen den Kurs "Poi-Schwingen" an. Wie sind Sie dazu gekommen, dieses Angebot anzubieten?
Poi-Schwingen ist eine dynamische Bewegungsaktivität, bei der man Gewichte an Schnüren rhythmisch um den Körper kreisen lässt, um Geschicklichkeit und Koordination zu fördern. Ursprünglich kommt das Poi-Schwingen aus der Māori-Kultur aus Neuseeland. Ich selbst mache das schon seit über 20 Jahren und habe in dieser Zeit eine eigene Didaktik zum Poi-Schwingen entwickelt. Dabei geht es darum, auf die eigenen Bewegungen zu achten und punktgenau zur Musik zu schwingen.
Ich habe in der Zeitung über ein anderes Angebot des Caritas-Mehrgenerationenhauses St. Elisabeth in Kitzingen gelesen und mich bei Frau Kraev, der Verantwortlichen im Mehrgenerationenhaus, gemeldet. Wir sind ins Gespräch gekommen und ich habe ihr vorgeschlagen, einen Kurs für Poi-Schwingen im Mehrgenerationenhaus anzubieten. Ich konnte ihr Interesse wecken und auf unseren ersten Teilnahme-Aufruf haben sich einige Leute gemeldet. Mittlerweile hat der Kurs fünfmal stattgefunden!
Wie laufen die 90 Minuten Poi Schwingen mit Ihnen in der Regel ab?
Mit den Teilnehmenden studiere ich verschiedenste Bewegungen ein, die am Ende im Prinzip eine Choreografie ergeben. Durch meine langjährige Erfahrung habe ich so eine Art Baukastensystem entwickelt, wie beim Poi-Schwingen Bewegung und Sinn kombiniert werden können. Diese Choreografien werden dann immer wieder eingesetzt – ähnlich wie Loops in der Musik.
90 Minuten können schon eine irre Anstrengung sein, aber es ist einfach schön, dass man dabei auch relativ frei agieren kann. Das heißt, ich kann jedes Mal etwas anderes präsentieren und kann auf die einzelnen Teilnehmenden entsprechend eingehen, was mir viel bedeutet.
Für mich zählt aber auch vor allem die Qualität und nicht die Quantität. Es ist ja nicht wichtig, dass die Teilnehmenden technisch alles sehr gut können. Ich arbeite mit unterschiedlichen Niveaus und versuche allen schöne Erfolgserlebnisse zu geben, unabhängig davon wie geschickt jemand ist.
Wie wird das Angebot angenommen und welche Menschen nehmen an Ihrem Kurs teil?
Der Kurs gefällt den Leuten sehr gut. In der Regel besteht der Kurs immer aus einer Mischung an Menschen verschiedener Altersstufen und mit verschiedenen Hintergründen. Meistens sind es zwischen drei und zehn Teilnehmenden. Ich finde es sehr schön zu sehen, wie der Kurs angenommen wird, freue mich aber auch, wenn in Zukunft noch mehr Menschen dazu kommen.
An welche Momente im Mehrgenerationenhaus denken Sie besonders gerne zurück?
Ich freue mich immer sehr, wenn die Menschen begeistert sind, wenn ihnen Poi-Schwingen gefällt. Für mich ist das einfach was Besonderes, den Menschen was mitgeben zu können.
Gleichzeitig ist es toll, in einem älteren Gebäude, in dem sich das Mehrgenerationenhaus in Kitzingen befindet, einen Kurs zu betreuen. Dazu kommt die Szenerie durch den schönen Ausblick direkt auf den Main.
Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt im Mehrgenerationenhaus? Was macht Ihnen besonders Spaß und wo stoßen Sie auf Herausforderungen?
Besonders Spaß macht mir die Arbeit selbst, also das gemeinsame Schwingen. Es ist einfach was ganz Tolles, sich gemeinsam zur Musik zu bewegen und etwas zu erarbeiten. Mir bedeutet es auch viel, wenn sich die Menschen sich gegenseitig und dem Poi-Schwingen öffnen und sich drauf einlassen. Genau darum geht es mir. Beim Poi-Schwingen können tolle Erlebnisse entstehen, die einfach so in spontanen Bewegungen liegen.
Sind weitere Kurse für die Zukunft geplant?
Ja! Der nächste Kurs findet bereits im November statt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für das Mehrgenerationenhaus und für Ihr Ehrenamt?
Ich würde mir wünschen, dass Menschen sich noch mehr für die Mehrgenerationenhäuser und das Poi-Schwingen öffnen. Das Wichtigste sind für mich geteilte spontane Erlebnisse. Für die Gesellschaft insgesamt wünsche ich mir am allermeisten, dass sich Menschen mehr selbst erfüllen.
Über Klaus Scheuermann
Klaus Scheuermann ist ausgebildeter Sozialpädagoge und beschäftigt sich seit 2001 mit dem Poi-Schwingen. Er entwickelte verschiedene Konzepte für die pädagogische Arbeit mit dem Poi-Schwingen und ist Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel, sowie Referent in unterschiedlichsten Bereichen der pädagogischen Arbeit.