Michael Klöker
„Komm, trau dich!“
Der Künstler Michael Klöker leitet die kreative Gruppe "Montagsmaler" im niedersächsischen Mehrgenerationenhaus Zeven. Dabei geht es ihm weniger um den richtigen Pinselstrich, als darum, dass sich die Teilnehmenden etwas trauen.
Wie ist das Angebot entstanden?
Die Aktionstage 2021 des Mehrgenerationshaus Zeven fanden unter Coronabedingungen statt. Unter dem Motto „Zeit für Miteinander“ sollte ein gemeinsames Bild entstehen, allerdings auf Distanz. Daraus ist die Idee entstanden, eines meiner Bilder in 88 kleine Quadrate zu unterteilen und alle Teilnehmenden malten jeweils eins dieser Quadrate auf einer kleinen Leinwand nach. Anschließend setzten wir alle Bilder zu einem großen Mosaikwerk zusammen, das nun das Mehrgenerationenhaus schmückt. Das gemeinsame Malen hat mir und den Teilnehmenden so viel Spaß gemacht, dass das Mehrgenerationenhaus und ich daraus das regelmäßige Angebot der Montagsmaler entwickelten. Ich leite das Treffen mindestens einmal im Monat.
Wer nutzt das Angebot?
Meistens sind wir zwischen acht und zehn Personen, hauptsächlich Frauen ab 50 Jahren. Wir kennen uns mittlerweile echt gut und haben immer etwas, worüber wir quatschen und lachen können. Es ist es wertvoll, beim Malen für eine kurze Zeit den Alltag zu vergessen und sich auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren.
Wie läuft ein Treffen der Montagsmaler ab?
Meistens starten die Treffen damit, dass wir ein bisschen plaudern und mir die Teilnehmenden Bilder zeigen, die sie in den letzten Wochen gemalt haben, während ich nicht da war. Auch untereinander tauschen sich die Malerinnen aus – über ihre Werke, aber auch darüber, was privat so los ist. Bevor wir dann mit einem neuen Werk starten, zeige ich zunächst die Motive, die ich mitgebracht habe, meistens Fotos. Die Teilnehmenden können dann entscheiden, ob sie mit diesen ein neues Bild starten oder vielleicht noch an alten Bildern weiterarbeiten möchten. Während dann alle fleißig pinseln, drehe ich meine Runden und unterstütze mit Tipps, wo ich kann. Allerdings ist es mir wichtig, dass der Kurs nicht zu sehr von mir geleitet wird, sondern viel Freiraum für kreative Entscheidungen gibt.
Warum engagieren Sie sich freiwillig?
Ich habe einfach Spaß daran, zu sehen, wie die Gruppe sich weiterentwickelt. Einige der Teilnehmenden sind mit keinerlei Malerfahrung gestartet. Heute schnappen sie sich unbeirrt die Pinsel und legen los. Und was dabei rauskommt, kann sich wirklich sehen lassen. Ich glaube, die Montagsmaler sind auch eine besondere Ruhezeit: Die Leute kommen hierher und konzentrieren sich nur auf sich und das Malen. Alles andere blenden sie aus. Das passiert im wuseligen Alltag heutzutage nur noch selten und ist schwer. Und wir sind alle sehr harmonisch miteinander. Wir können rumalbern und Witze machen. Und das ist das Wichtige für mich. In erster Linie geht es nicht darum, was am Ende der Stunde rauskommt, sondern dass wir eine gute Zeit zusammen haben. Und ich sage immer allen: „Komm, trau dich!“.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Generell wünsche ich mir vor allem den Fortbestand der Gruppe. Die Gruppengröße ist wunderbar. Ich habe nicht den Anspruch, dass wir 20 Leute sind, aber es würde mich trotzdem freuen, wenn immer wieder Leute dazukommen würden, vielleicht auch Männer. Um Interesse zu wecken, plane ich für dieses Jahr eine Ausstellung der Werke, die bei den Treffen der Montagsmaler entstanden sind. Und ich spiele mit der Idee, zukünftig Seniorinnen und Senioren mit Kindern in einem Malkurs zusammenzubringen.
Zur Person
Michael Klöker ist 61 Jahre alt. Im Kindesalter bekam er seinen ersten Aquarellkasten geschenkt. Seitdem ist seine Begeisterung für Farben und Formen ungebremst. Der ehemalige Journalist lässt sich gerne von Landschaften, der Natur, aber auch Städten inspirieren.
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