Als im Jahr 1845 ein Stift für vernachlässigte Kinder in der Franz-Mehring-Straße entstand, ahnte man in Frankfurt (Oder) noch nicht, dass die Arbeit des Hauses bis ins 21. Jahrhundert fortbestehen würde. 175 Jahre später ist das Engagement für die Kinder und Jugendlichen der Stadt weiterhin eine zentrale Aufgabe des vormaligen Stifts, das heute unter der Trägerschaft der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin als MehrGenerationenHaus MIKADO allen Generationen offensteht. Das Jubiläum des so entstandenen Knotenpunkts für Begegnungen zwischen Jung und Alt würdigte auch Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey am 27. Juni mit einem Besuch vor Ort.
Nachbarschaft schenkt ihr Vertrauen
„Ohne unsere rund 40 freiwillig Engagierten wäre die Umsetzung unserer vielen Angebote, gerade jetzt während Corona, gar nicht möglich“, erzählt Stefan Schoerner, Koordinator des Mehrgenerationenhauses. „Die Einbindung von Unterstützerinnen und Unterstützern aus der Umgebung ist für uns sehr wichtig, um Projekte zu entwickeln und zu etablieren.“ Dass die Beratungs-, Bildungs- und Freizeitangebote sehr beliebt sind, beweisen die Besuchszahlen des Hauses: Rund 370 Personen kamen vor dem Ausbruch des Corona-Virus täglich vorbei. Da das Mehrgenerationenhaus in einem Sozialraum mit Herausforderungen wie erhöhter Arbeitslosigkeit, Zuzug und Überalterung liegt, sind die Besuchszahlen vor allem ein Zeichen des Vertrauens.
Seit der Wende ist viel passiert
Berührungsängste abzubauen – darauf versteht sich das Team rund um Stefan Schoerner und seine Kollegin Heike Karg, der Leiterin der Gesamteinrichtung. Das ergibt sich auch aus der Geschichte des Hauses. „Manche älteren Frankfurterinnen und Frankfurter kennen das Haus noch als Pionierhaus und Jugendeinrichtung zu Zeiten vor und nach der Wende, mit dunkel gestrichenen Wänden“, berichtet Heike Karg. Heute ist das Haus saniert, hell und freundlich gestaltet. „Auch mit unseren offenen Angeboten wie dem Mittagstisch, Sport- und Kreativangeboten zeigen wir, dass sich das Haus gewandelt hat.“ Kinder und Jugendliche liegen dem Haus weiterhin am Herzen. Wichtig sei vor allem aber der Kontakt zwischen den unterschiedlichen Menschen. Beim Wochenendbrunch, im Medienzentrum oder ganz beiläufig auf dem Flur komme man miteinander ins Gespräch.
Förderperiode des Bundesprogramms Mehrgenerationenhaus verdoppelt
Mit einem Familienfest wollte das Team des Mikados im Juni den 175. Gründungstag des Stifts feiern. Corona machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen gab es einen kleinen Festakt mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Haus, des Trägers, der Stadt, dem Land – und mit Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey. Anlass zur Freude gab es in doppelter Hinsicht: Weil die bundesweit 534 Mehrgenerationenhäuser in Deutschlands Kommunen mittlerweile fest verankert sind, konnte sich die Bundesfamilienministerin dafür einsetzen, dass sich die Förderperiode ab 2021 von vier auf acht Jahre verdoppelt. Damit hat das Mehrgenerationenhaus Mikado also gute Chancen, seine wichtige Arbeit für die Menschen in Frankfurt/Oder noch lange weiterzuführen.