Am 4. und 5. Juni fand in Berlin der dritte Fachtag "Demografie konkret" im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt.
„Wie können Mehrgenerationenhäuser gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe stärken?“ – diese und andere Fragen diskutierten die Koordinatorinnen und Koordinatoren aus rund 60 Mehrgenerationenhäusern, unter anderem mit der Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey beim dritten Fachtag „Demografie konkret“ im Bundesministerium in Berlin. Welche Rolle der Demografische Wandel und die Digitalisierung dabei spielen, stand besonders im Fokus des zweitägigen Austauschs. Das Tagungsprogramm bot eine inspirierende Mischung aus Impulsvorträgen und Gruppenarbeiten.
Auf dem Programm standen außerdem Best-Practice-Beispiele, die Möglichkeiten zeigten, gesellschaftliche Teilhabe und Zusammenhalt vor Ort zu stärken. Vorgestellt wurden die Beispiele von Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Kommunalpolitik und Sozialwirtschaft. Entlang der Bereiche Familie, Mobilität, Freizeit, Bildung und Digitalisierung diskutierten die Koordinatorinnen und Koordinatoren, welche Faktoren und Hemmnisse in den unterschiedlichsten Kommunen und Mehrgenerationenhäusern eine Rolle spielen.
Carsten Große Starmann von der Bertelsmann Stiftung, der die Tagung moderierte, stellte in einem Impulsvortrag die Chancen des demografischen Wandels und der Digitalisierung in den Vordergrund. Mehrgenerationenhäuser seien prädestiniert dafür, den sozialen Zusammenhalt zu stärken, indem sie einen Ort für Partizipation schaffen. Ein gutes Beispiel hierfür bot der Praxisimpuls zum Thema „Einbindung der Jugend“ aus dem Mehrgenerationenhaus Rinteln „JugendKomm“. Das Haus hat Jugendliche zu den Wünschen an ihre Kommune befragt.
Das Thema „selbstbestimmtes Leben“ stellte neben den Themen „aktive Gesundheitsvorsorge“ und „Vereinsamung“ auch Prof. Irmgard Teske für das Bundesnetzwerk der Mehrgenerationenhäuser heraus. Sie hob hervor, dass Digitalisierung in diesen drei Bereichen helfen könne. Das Innovationspotenzial und die Möglichkeiten seien allerdings mit pädagogischen Herausforderungen verbunden.
Um das Thema Teilhabe ging es auch im Best-Practice-Beispiel des Hamburger Vereins „Wege aus der Einsamkeit“. Unter dem Titel „Wir versilbern das Netz“ führt der Verein kostenlose dreistündige Basis-Workshops für Seniorinnen und Senioren zum Umgang mit Tablet oder Smartphone durch, um Ängste im Umgang mit den digitalen Medien abzubauen. Auch viele Mehrgenerationenhäuser bieten generationsübergreifende Angebote zu diesem Thema an. Zum Beispiel vermitteln junge „Digital Natives“ Seniorinnen und Senioren ihr digitales Know-how. Umgekehrt zeigen die Älteren den Jüngeren, wie man eine Bewerbung oder einen Lebenslauf schreibt.
Ein alternatives Projekt zum Thema Beteiligung stellte Dr. Michael Doh vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg mit dem „Filmfestival der Generationen“ vor. Mehrgenerationenhäuser können sich im Rahmen des Festivals Filme zu Themen wie Demenz, Partnerschaft und Sexualität im Alter, Migration, Teilhabe, Pflege leihen und bekommen dazu Begleitmaterial.
Die tragende Rolle der Kommunen bei der Umsetzung von Teilhabe und Zusammenhalt verdeutlichte Paul Locherer, ehemaliger Bürgermeister und Landtagsabgeordneter aus Amtzell, beispielhaft in seinem Vortrag. In der kleinen Gemeinde im Allgäu fühlen sich Familien mit kleinen Kindern und Seniorinnen und Senioren besonders wohl, weil sie verschiedene generationenverbindende Angebote sowie passende Mobilitätskonzepte vorfinden.
Zum Abschluss des intensiven Austauschs stand fest, dass viele Akteure eine wichtige Rolle innehaben, wenn es darum geht, die Veränderungen des demografischen Wandels in seinen ganz unterschiedlichen Facetten zu gestalten. Die Mehrgenerationenhäuser sind in den Kommunen wichtige Kristallisationspunkte für die Gestaltung der Veränderungen und können hier konkrete Beiträge leisten, um mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe zu verwirklichen.