In 170 Mehrgenerationenhäusern werden Alphabetisierung und Grundbildung jetzt zusätzlich gefördert. In Deutschland gibt es rund 7,5 Mio Erwachsene funktionale Analphabeten. Durch die Initiative sollen sie besser unterstützt werden.
Das Bundesfamilien- und das Bundesbildungsministerium wollen die Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit bei Erwachsenen mit einer gemeinsamen Initiative besser fördern. Dafür erhalten rund 170 vom Bundesfamilienministerium geförderte Mehrgenerationenhäuser mehr Mittel: Zwischen 5.000 und 15.000 Euro zusätzlich fließen seit Anfang 2018 jährlich in Alphabetisierung und Grundbildung. Die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) des Bundesbildungsministeriums stellt dafür bis 2020 Mittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro jährlich zur Verfügung.
Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley:
"Wer als Erwachsener nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen kann, versucht dies meistens aus Scham zu verbergen. Diese Menschen sind mit herkömmlichen Angeboten oft nur schwer zu erreichen. Eine Chance bieten die Mehrgenerationenhäuser mit ihren niedrigschwelligen Angeboten für Freizeit, Bildung und Unterstützung. Deshalb ist es wichtig, dass wir diese gut vernetzten Orte der Begegnung für unsere Initiative nutzen."
Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka:
"Lesen und Schreiben sind wichtige Voraussetzung, um am gesellschaftlichen Leben so gut wie möglich teilhaben zu können. Um Menschen mit nur geringen Lese- und Schreibkompetenzen an neuen Orten des Lernens zu erreichen, nutzt das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Dekade für Alphabetisierung nun auch den Lernort Mehrgenerationenhaus. Das verbessert flächendeckend die Angebote, Lesen und Schreiben zu lernen."
7,5 Millionen funktionale Analphabeten
In Deutschland gelten rund 7,5 Millionen erwachsene Menschen im erwerbsfähigen Alter als funktionale Analphabeten: Sie können zwar einfache Sätze lesen und schreiben, nicht aber zusammenhängende Texte wie Arbeitsanweisungen, Handyverträge oder Behördenpost verstehen. Funktionaler Analphabetismus geht zudem oft mit unzureichenden Kompetenzen in anderen Grundbildungsbereichen einher. Dazu zählen Rechnen, digitale und finanzielle Grundbildung oder auch soziale Kompetenzen.
Zwar gibt es mittlerweile nahezu flächendeckend Angebote der Alphabetisierung und Grundbildung, beispielsweise an Volkshochschulen. Allerdings nehmen weniger als ein Prozent der Betroffenen diese Angebote wahr. Das soll sich durch die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung bis 2026 ändern. Teil des Arbeitsprogrammes der Dekade ist auch das Erproben neuer Lehrmethoden und Lernorte, um auch Menschen mit negativen Schulerfahrungen für späteres Lernen zu motivieren.
Die Mehrgenerationenhäuser haben sich mit ganz unterschiedlichen Ansätzen als solche Lernorte beworben: Sie bieten Beratung und Unterstützung beim Lesen und Verstehen von behördlichen Schreiben an, richten Lerncafés und Vorleserunden ein oder stellen Lehrmaterialien zur Verfügung. Andere bieten begleitete Lernformate für die digitale Plattform ich-will-lernen.de an, die bereits über eine halbe Million angemeldete Nutzerinnen und Nutzer hat. Der Ausbau von Kooperationen zu lokalen Unternehmen und Bildungsträgern soll ebenso gefördert werden wie die Einbindung von Bibliotheken.
Nationale AlphaDekade
Die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Ländern und gesellschaftspolitischen Partnern. Ziel ist es, im Zeitraum von 2016 bis 2026 den funktionalen Analphabetismus bei Erwachsenen spürbar zu verringern und das Grundbildungsniveau zu erhöhen. Mehr Informationen: www.alphadekade.de
Mehrgenerationenhäuser in Deutschland
Das Bundesfamilienministerium fördert bundesweit rund 540 Mehrgenerationenhäuser als nachbarschaftliche Orte der Begegnung. Sie unterstützen mit vielfältigen niedrigschwelligen Informations-, Bildungs- und Beratungsangeboten, Freizeitaktivitäten sowie Betreuungs- und Unterstützungsformaten bedarfsgerecht das generationenübergreifende Miteinander und freiwillige Engagement und fördern so den sozialen Zusammenhalt.