Am 6. Juni eröffnete der Parlamentarische Staatssekretär Stefan Zierke im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den zweiten Fachtag der Reihe „Demografie konkret“. Wie im Vorjahr kamen Koordinatorinnen und Koordinatoren aus rund 60 Mehrgenerationenhäusern zusammen, um an zwei Tagen gemeinsam mit Fachleuten und kommunalen Vertreterinnen und Vertretern über die Weiterentwicklung der Mehrgenerationenhäuser und des Bundesprogramms zu diskutieren. Schwerpunkt war die nachhaltige Zusammenarbeit von Mehrgenerationenhäusern mit ihren Standortkommunen. In Fachvorträgen, Workshops und einer prominent besetzten Podiumsdiskussion wurde Wissen weitergegeben, ausgetauscht und neue Ideen wurden entwickelt.
Carsten Große Starmann von der Bertelsmann Stiftung, der neben seinem Impulsvortrag zur Einführung am Mittwoch den Fachtag auch moderierte, zeigte die Chancen der Digitalisierung für die Herausforderungen des demografischen Wandels auf. Er wies außerdem darauf hin, dass die strategische Planung und Gestaltung des demografischen Wandels vor Ort durch fehlende Datengrundlagen teilweise erschwert sei. Diese Diagnose wurde auch von den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern bekräftigt, die für ihre Demografiestrategie teilweise nur auf veraltete Daten zugreifen können, die die aktuelle demografische Lage nicht widerspiegeln.
Zwei Beispiele für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Mehrgenerationenhaus und Kommune wurden am Donnerstag präsentiert. Anne Oberdorfer vom Mehrgenerationenhaus Wesel, stellte gemeinsam mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp die Initiative zum Quartiersmanagement im Stadtteil Blumenkamp vor.
Am Beispiel des Mehrgenerationenhauses Saarburg, das von Dr. Anette Barth und Bürgermeister Jürgen Dixius vorgestellt wurde, zeigte sich, mit welchen Maßnahmen die Kooperation zwischen Kommune und Mehrgenerationenhaus gelingen kann. In Saarburg haben Kommune und Mehrgenerationenhaus gemeinsam erhoben, welche Leistungen in der Kommune durch wen erbracht werden und wie dies gesteuert wird. Mit diesem Wissen konnte ein Netzwerk aufgebaut werden, das viele Akteurinnen und Akteure vor Ort verbindet. Das Mehrgenerationenhaus ist zudem in einer Immobilie angesiedelt, mit der sich die Einwohnerinnen und Einwohner identifizieren – das Haus ist so zu einer zentralen Anlaufstelle in Saarburg geworden. Eine weitere Gelingensbedingung ist laut Dr. Barth auch, dass klare Kooperationsvereinbarungen geschlossen werden, um eine zuverlässige Zusammenarbeit zu gewähren.
Die Workshops an beiden Tagen wurden vor allem zum regen Austausch praktischer Erfahrungen und neuer Ideen genutzt. Da die Workshops jeweils mit Koordinatorinnen und Koordinatoren besetzt waren, die vor Ort mit ähnlichen Herausforderungen befasst sind, konnten die Teilnehmenden hier sehr praktisch diskutieren und sich gut vernetzen.
Während der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Fachtags kamen außerdem noch Heike Kötter vom Bundesnetzwerk Mehrgenerationenhäuser sowie Rudolf Herweck von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund zu Wort. Auch auf dem Podium wurde deutlich, dass die Bedeutung der Mehrgenerationenhäuser in der Gestaltung des demografischen Wandels sowohl auf kommunaler Ebene als auch von den Verbänden gesehen und hochgeschätzt wird. Paloma Miersch, Leiterin des Referats Mehrgenerationenhäuser im Bundesfamilienministerium, betonte die große Unterstützung, die die Mehrgenerationenhäuser von Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey und aus dem parlamentarischen Raum erfahren.
Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, plant das Familienministerium, die Mehrgenerationenhäuser aus dem aktuellen Bundesprogramm auch ab 2021 in einem Anschlussprogramm weiter zu fördern und die Zahl der Mehrgenerationenhäuser nach Möglichkeit weiter auszubauen. Vorbehaltlich der Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln sowie der Entscheidung über Ziele und Inhalte eines neuen Programms würde das Antragsverfahren für eine Teilnahme am Anschlussprogramm voraussichtlich Anfang 2020 starten.