Mehrgenerationenhäuser engagieren sich für Demokratie
Mehrgenerationenhäuser aus dem gesamten Bundesgebiet machen sich stark für Vielfalt und Toleranz in unserem Land. Wir zeigen beispielhaft, mit welchen Angeboten und Projekten sie aktiv sind.
Die Förderung von Demokratie und Partizipation ist eines der zentralen Handlungsfelder im Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander. Die Mehrgenerationenhäuser laden zu vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen ein, ermitteln Bedarfe in ihrem Umfeld und kommunizieren sie an die Kommune weiter. Gleichzeitig ermöglichen sie es den Menschen, sich aktiv in die Gestaltung ihres Umfeldes einzubringen.
Gelebte Vielfalt im Mehrgenerationenhaus Berlin-Reinickendorf
Seit Sommer 2023 gibt es das Netzwerk „Reinickendorf aktiv – für Demokratie und Vielfalt“. Alle Gründungsmitglieder, wie unter anderem die Partnerschaft für Demokratie, die Omas gegen Rechts, das Willkommensbündnis "WIR – Willkommen in Reinickendorf" und das Mehrgenerationenhaus Berlin-Reinickendorf, kamen bei der Auftaktveranstaltung vor dem Rathaus zusammen, um eine gemeinsame Charta zu unterzeichnen.
Das Bündnis setzt sich für die Wertschätzung einer diversen Gesellschaft ein und stellt sich klar gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Rechtsextremismus. Regelmäßige Treffen, an denen das Mehrgenerationenhaus aktiv teilnimmt, dienen dem Austausch über aktuelle Geschehnisse und der Organisation von unter anderem bunten Kiezspaziergängen oder Stolperstein-Putzaktionen. „Immer mehr Leute interessieren sich für das Thema. Auch die Nachbarschaft bringt viele Ideen ein, die wir versuchen, gemeinsam umzusetzen“, so die Koordinatorin.
Am 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, organisierte das Bündnis eine spontane Kundgebung, um gemeinsam zu gedenken und sich, besonders angesichts der aktuellen Lage, klar gegen Rechtsextremismus zu stellen. „Im Mittelpunkt steht für uns immer, friedvoll für Demokratie und Vielfalt zu sein“, ergänzt Herkt.
Im Mehrgenerationenhaus „Buntes Haus“ zusammenkommen
Das Mehrgenerationenhaus „Buntes Haus“ in Freiberg legt einen klaren Fokus auf demokratiefördernde Projekte und – getreu seinem Namen – auf die Vielfalt der Kulturen. Hier werden Lesungen mit Büchern zu den Themen Demokratie und Partizipation veranstaltet. Frauen treffen sich im interkulturellen Frauenkreis und es finden Events für Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung statt. Sophie Helbig, die Koordinatorin des Hauses, betont, dass sie sich aktiv dafür einsetzen, dass sich Menschen verschiedener Hintergründe gleichermaßen gehört und unterstützt fühlen.
Für dieses Jahr ist auch eine Aktion zu den U18-Landtagswahlen in Sachsen geplant. Dabei sollen sich Schülerinnen und Schüler durch verschiedene Unterrichtseinheiten über alle Wahlprogramme informieren können. Sie sollen die Möglichkeit bekommenn, mit den Direktkandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises in den direkten Austausch zu treten, zu diskutieren und Fragen zu stellen. Ziel dieses Angebotes ist es, Partizipation zu befördern und Demokratie erlebbar zu machen.
Zeichen setzen im Mehrgenerationenhaus „Pusteblume“
„Die zahlreichen und seit Jahren immer wiederkehrenden Demonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus verdeutlichen, dass sich die Mehrheit der Gesellschaft von rechten Positionen distanziert und absetzt. In den vergangenen Wochen ist dies wieder deutlich zutage getreten“, so Jana Paulsen, Geschäftsführerin der AWO SPI, der Trägerin des Mehrgenerationenhauses „Pusteblume“ in Magdeburg. „Das anhaltende Engagement für eine demokratische, weltoffene Gesellschaft wird aktuell wieder einmal sichtbar. Das zeigt, dass unsere Arbeit in diesem Bereich zielführend und sinnstiftend ist“.
Schon seit Jahren beteiligt sich das Mehrgenerationenhaus an Aktionen gegen Diskriminierung, wie beispielsweise den jährlichen Bildungswochen gegen Rassismus. Hier positioniert sich das Haus mit eigenen Angeboten gegen Fremdenfeindlichkeit. „Wir haben bereits Veranstaltungen zu Rassismus oder Praxisworkshops zur gewaltfreien Kommunikation mit dem Titel 'Zwischen Ironie und Alltagsrassismus' organisiert“, erzählt Paulsen.
Im Rahmen der interkulturellen Wochen 2023 hat sich das Mehrgenerationenhaus an der Aktion „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ beteiligt. Lucy Kluge, die Leiterin des Hauses, erzählt: „Es wurden 100 XXL-Papierbote gefaltet, die dann gemeinsam mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern sowie Zivilakteurinnen und -akteuren gestaltet wurden.“ Bis Ende März werden die Boote in den teilnehmenden Städten ausgestellt und anschließend zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2024 gemeinsam vor dem Reichstag in Berlin positioniert. Es soll ein solidarisches, gemeinsames Zeichen für alle Menschen auf der Flucht symbolisieren.
Im Mehrgenerationenhaus Haßfurt Vorurteile abbauen
Das Team im Mehrgenerationenhaus Haßfurt arbeitet eng mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren im Sozialraum zusammen und organisiert eine Vielzahl von Aktionen: Demokratiekonferenzen, Demokratiestammtische, ein Sprachcafé, ein Jugendparlament sowie Aktionen zur Europawahl 2024. Gudrun Greger, die Koordinatorin des Hauses, berichtet: „Wir leben Demokratie seit vielen, vielen Jahren. Als offener Treff bereiten wir Themen niedrigschwellig auf, unterstützen Menschen mit Fluchtgeschichten und schaffen interkulturelle Begegnungsorte für alle.“
„In unserem Sprachcafé treffen sich Zugewanderte und Einheimische seit über 10 Jahren, um Hetze und Rassismus abzubauen. Hier kommen Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen, was Vorbehalte aus dem Weg räumt. Solche Treffpunkte müssen vervielfältigt werden“, so Greger. Das Mehrgenerationenhaus lädt jährlich zu Demokratiekonferenzen ein. Auch für dieses Jahr ist wieder eine solche Veranstaltung geplant. „Wir möchten zeigen, wie Demokratie im Alltag umgesetzt werden kann und wollen gleichzeitig genau erfragen, was für die Leute im Landkreis wichtig ist“.
Auch in Haßfurt hat kürzlich eine Demonstration gegen Rechts stattgefunden. Greger erzählt: „Circa 2.000 Leute sind zusammengekommen, was für eine kleine Stadt wie Haßfurt wirklich beachtlich ist.“ Jennifer Nüsslein von der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Haßberge im Bundesprogramm „Demokratie leben“ ergänzt: „Die Mahnwache hat gezeigt, dass das Thema aktuell wirklich viele Menschen erreicht. Wir als Mehrgenerationenhaus sind immer mittendrin, weil wir den Leuten tagtäglich zuhören und verstehen, was sie bewegt. Und aktuell gibt es viele Themen, die die Menschen beschäftigen.“
Weitere Informationen
Im Monitoring für das Jahr 2022 gaben 299 Mehrgenerationenhäuser an, Angebote im Handlungsfeld Partizipations- und Demokratieförderung umzusetzen. Einige Mehrgenerationenhäuser, wie zum Beispiel das Mehrgenerationenhaus Haßfurt, erhalten zudem eine Förderung im Bundesprogramm „Demokratie leben“.
Eingehend diskutiert wurden die Themen Demokratieförderung und politische Teilhabe auch im Rahmen der Ideenkonferenzen 2021. Die Dokumentation sowie der Impulsvortrag zum Thema „Umgang mit populistischen Einstellungen und Stammtischparolen“ finden sich auf der Seite zu den Ideenkonferenzen 2021.