Die Integrationsarbeit im baden-württembergischen Stutensee ist vorbildhaft: Im Rahmen eines Integrationsprojekts sind für alle Altersgruppen von Kleinkindern bis hin zu Erwachsenen verschiedene Angebote vorhanden. Dazu zählt auch die Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, mit deren Hilfe die Kinder im Grundschulalter ihre Sprachdefizite auf spielerische Art und Weise außerhalb des Unterrichtsgeschehens verbessern können. Seit letztem Schuljahr werden zudem auch Grundschülerinnen und -schüler ohne Migrationshintergrund, die Probleme mit der deutschen Sprache haben, in die Sprachförderungskurse mit aufgenommen. Dadurch wird der integrative Ansatz des Projektes ausgeweitet.
Erfolgreiches Kooperationsprojekt
Das Gemeinschaftsprojekt basiert auf der Zusammenarbeit des städtischen Familienbüros mit den fünf örtlichen Grundschulen, der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und dem Mehrgenerationenhaus Stutensee. Gefördert wird das Angebot sowohl von der Stadt Stutensee als auch vom Land Baden-Württemberg. Bereits im Jahr 2007 fand auf Anregung einer Bürgermentorin erstmals eine Sprachförderung in der Grundschule im Stadtteil Blankenloch statt, die im Rahmen des Projekts „jes – Jugend engagiert sich" umgesetzt wurde. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass schon bald eine Ausweitung der Sprachförderung auf die anderen Grundschulen der Stadt geplant wurde. In diesem Zuge wurde auch der Kontakt zum Mehrgenerationenhaus Stutensee gesucht, um die Koordinierung und Verwaltung der Sprachförderung dort anzusiedeln. Die Koordinatorin des Hauses, Klaudia Dworschak, nahm sich der Aufgabe an und schaffte es, die verschiedenen Ansprüche aller Kooperationspartner miteinander zu vereinbaren, sodass die Sprachförderung seit dem Schuljahr 2008/2009 regelmäßig in den fünf örtlichen Grundschulen umgesetzt wird. „Das Mehrgenerationenhaus ist die richtige Schnittstelle für dieses Projekt, da wir schnell, bedarfsgerecht und flexibel reagieren können – natürlich immer in enger Abstimmung mit dem Familienbüro, den teilnehmenden Schulen und der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe", erklärt Klaudia Dworschak.
Wichtige Integrationsarbeit für alle Generationen
Etwa 40 bis 50 Schülerinnen und Schüler nutzen derzeit das Angebot der Sprachförderung in den fünf Grundschulen in Stutensee. In kleinen Gruppen werden jeweils vier bis sieben Kinder intensiv von Studierenden im Studiengang „Sprache und Bewegung" der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe betreut und spielerisch in ihrer Sprachentwicklung gefördert.
Die Empfehlungen, für welche Schülerinnen und Schüler die Sprachförderung geeignet wäre, werden von jeweils einer beauftragten Lehrkraft der Grundschulen ausgesprochen. Wenn auch die Eltern diesem Vorschlag zustimmen, werden die Kinder am Anfang eines Schuljahres für die Sprachförderung verbindlich über das Mehrgenerationenhaus angemeldet und nehmen an zwei Stunden in der Woche in ihrem gewohnten schulischen Umfeld daran teil. „Die Sprachförderung ist ein außerschulisches, zusätzliches Angebot für Kinder, die mit der deutschen Grammatik und dem Wortschatz noch nicht so vertraut sind. Es handelt sich jedoch nicht um Nachhilfeunterricht im klassischen Sinn", sagt Klaudia Dworschak.
Auch im Mehrgenerationenhaus wird großer Wert auf eine funktionierende Integrationsarbeit gelegt. Mithilfe der Sprachförderung konnte auch der Kreis der Nutzerinnen und Nutzer des Hauses vergrößert werden: Viele Eltern der Schülerinnen und Schüler, die an der Förderung teilnehmen, sehen die positiven Entwicklungen ihrer Kinder und nutzen zunehmend selbst Angebote des Mehrgenerationenhauses Stutensee. Ein großer Teil von ihnen besucht eigens für Erwachsene konzipierte Integrationskurse im Mehrgenerationenhaus oder tauscht sich im Offenen Treff mit anderen Nutzerinnen und Nutzern aus. Und auch die Kinder, die bereits an der Sprachförderung in ihren Grundschulen teilnehmen, lernen häufig weitere Angebote im Mehrgenerationenhaus kennen und schätzen die bunte Vielfalt des Hauses. Sie alle finden im Mehrgenerationenhaus einen Ort, an dem sie zusammenkommen und sich austauschen können. Ein Gefühl von Zugehörigkeit und Heimat wird geschaffen, das für alle Generationen gleichermaßen wichtig ist.
Spielerische Förderung durch Studierende
Diese positive Atmosphäre herrscht auch in den kleinen Gruppen, in denen die Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund umgesetzt wird. „Das Projekt wird sehr gut angenommen und die Zusammenarbeit mit allen Kooperationspartnern funktioniert sehr gut. Wir alle haben anfangs sehr viel Zeit und Arbeit in die Gestaltung der Sprachförderung investiert, nun ist das Angebot schon fast wie unser eigenes Kind geworden", sagt Klaudia Dworschak.
Das Projekt überzeugt insbesondere durch die inhaltliche und methodische Qualität, die mittels der Umsetzung durch die Studierenden der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe gesichert wird. Die Studierenden können im Gegenzug bereits während ihres Studiums praktische Erfahrungen sammeln. Doch zu ihrer Motivation trägt vor allem die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler bei: „Wenn die Kinder extra ein bisschen früher zum Unterricht kommen oder traurig sind, wenn mal eine Stunde ausfällt, merkt man, dass die Sprachförderung für sie eine Bereicherung und keine Last ist", erzählt etwa der Freiwillig Engagierte Malte Hoheisel. Diese Erfahrungen und die persönlichen Erfolge der Schülerinnen und Schüler haben dazu beigetragen, dass er seit nunmehr viereinhalb Jahren als sogenannte Sprachförderkraft im Einsatz ist. „Zu sehen, dass die Kinder nicht nur sprachliche Fortschritte machen, sondern auch regelrecht aufblühen und selbstbewusster auftreten, ist ein tolles Erlebnis", berichtet er.
Darüber hinaus erhalten die Studierenden über das Projekt hinaus einen Einblick in die Möglichkeiten, die das Mehrgenerationenhaus Stutensee bietet. Denn: Sie bewerben sich um die Stelle als Sprachförderkraft direkt bei der Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Stutensee und bekommen dort einen Einblick in die Räumlichkeiten und die Angebote des Hauses. Frau Dworschak ist während der gesamten Projektzeit die Ansprechpartnerin für die Studierenden und stets in regem Austausch mit ihnen. Um die Sprachförderkräfte für ihre ersten Stunden mit den Schülerinnen und Schülern zu unterstützen, entwickelte sie gemeinsam mit den Kooperationspartnern einen Leitfaden für die Sprachförderungskurse. Dort finden die Studierenden praktische Tipps und Hinweise, wie sie einen gelungenen Einstieg in ihre ersten Stunden und einen guten Draht zu den Kindern finden können.
Buntes Sommerfest zum Abschluss eines jeden Schuljahres
Das Highlight eines jeden Schuljahres der Sprachförderung ist das im Juli stattfindende Sommerfest im Mehrgenerationenhaus Stutensee. Dort kommen alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien, die Studierenden sowie die Schulleiterinnen und Schulleiter der Grundschulen zusammen, um den Abschluss eines erfolgreichen Jahres zu feiern.
Die Schülerinnen und Schüler, die ein ganzes Schuljahr an der Sprachförderung teilgenommen haben, führen dort gemeinsam mit ihrer Sprachförderkraft eine beispielhafte kurze Sequenz auf, die das Geschehen in den Förderstunden widerspiegelt. Dies können Spiele, Lieder oder auch Gedichte sein, die sie in der Sprachförderung gelernt haben. Allen Teilnehmenden des Sommerfestes wird damit der Alltag in der Sprachförderung nähergebracht – was insbesondere für die Eltern von Interesse ist.
Als Anerkennung für ein erfolgreich absolviertes Jahr im Projekt erhalten zudem alle Schülerinnen und Schüler ein kleines Geschenk sowie eine Urkunde, die vom Oberbürgermeister der Stadt Stutensee überreicht wird. „Für die Kinder ist das eine ganz besondere Auszeichnung, die ihr Selbstwertgefühl weiter stärkt. Sie sind sehr stolz auf sich und ihre Leistungen in der Sprachförderung und das zeigen sie an diesem Tag", freut sich Klaudia Dworschak.
Abgerundet wird die Festlichkeit von einem Buffet, zu dem jede teilnehmende Familie traditionelle Gerichte aus ihrer früheren Heimat mitbringt. So entsteht ein interkulturelles und generationenübergreifendes Fest, das von allen sehr geschätzt wird.