Das gemeinsame Krabbeln
„Neues aus Ameisenhausen“ – unter diesem Titel haben rund 50 Beteiligte im Mehrgenerationenhaus Plauen ein Tanztheaterstück einstudiert und vor großem Publikum präsentiert. Alle unter einen Hut zu bringen, war nicht immer einfach.
Die kleine Alma schiebt Oma und Opa Moospantoffel auf die Bühne, Auszubildender Atze bringt seiner Familie leckeren Schneckenschleim mit und Annabell ist genervt, weil die Tanzgruppe der Ameisenmütter die Choreografie nicht beherrscht – es ist einiges los in Ameisenhausen. Im Mehrgenerationenhaus Spiel-Spaß-Kindertreff e.V. Familienzentrum Plauen haben Jung und Alt Anfang des Jahres Geschichten rund um die kleinen Krabbeltiere im Rahmen eines Tanztheaterstücks vorgeführt. Die Grundlage dafür lieferte ein Kinderbuch, das die Leiterin Silke Neumann selbst geschrieben hat. „Wir praktizieren das gemeinsame Zusammensein aller Generationen im Haus tagtäglich“, berichtet sie. „Mit dem Projekt haben wir dieses pulsierende Leben auch auf die Bühne gebracht.“ Und das nicht zum ersten Mal: Im Jahr 2011 wurde schon einmal ein Stück zum ersten selbst geschriebenen Buch der Leiterin gezeigt. Einige der älteren Teilnehmenden waren auch bei der Aufführung zum zweiten Band sofort wieder dabei. Darunter auch die inzwischen 87-jährige Seniorin, die die Ameisenkönigin spielt. Die kleinsten Ameisen von damals sind heute im Jugendalter und teilweise weggezogen, zum Beispiel für ihr Studium. Doch auch von ihnen sind ein paar zeitweise zurückgekehrt, um mitspielen zu können. Hinzu kamen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus den fünf verschiedenen Tanzgruppen, die wöchentlich im Mehrgenerationenhaus trainieren. Und auch ehrenamtliche Mitarbeitende waren dabei „Unsere Engagierten vom offenen Bistrotreff haben zum Beispiel die Familie Schlecker, unsere Ameisenköchinnen und -köche gespielt“, erzählt Silke Neumann.
Menschen zusammenbringen
„Uns war besonders wichtig, dass sich alle Beteiligten gegenseitig achten und lernen, gut zusammenzuarbeiten, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen“, sagt die Leiterin. „Dafür mussten sich die unterschiedlichen Generationen aufeinander einlassen und annähern.“ Um das zu erreichen, startete sie jede Probe mit auflockernden Spielen. Dabei gingen die Teilnehmenden zum Beispiel durch den Raum spazieren und grüßten sich, wenn sie einander begegneten. Zum festen Ablauf gehörte außerdem, dass zu Probenbeginn einmal der Abschlusstanz des Stücks geübt wurde, bei dem alle gemeinsam auf der Bühne stehen. „Gerade Bewegung ist eine tolle Möglichkeit, Jung und Alt zusammenzubringen,“ betont Silke Neumann. „Am Ende hatten die Kinder Verständnis dafür, dass ältere Menschen ihre Schritte und ihren Text schon einmal vergessen können. Die Seniorinnen und Senioren haben wiederum gemerkt, dass sie auch zu lauteren, unruhigeren Kindern eine Verbindung aufbauen können. Ganz nebenbei haben alle gelernt, sich gegenseitig zuzuhören, sich in eine Gruppe einzubringen und zuverlässig zu den Proben zu erscheinen, um die anderen nicht im Stich zu lassen.“
Hürden überwinden
Doch bei 50 verschiedenen Charakteren herrscht nicht immer nur Einigkeit. Wenn es zu unterschiedlichen Haltungen, Vorstellungen und Erwartungen kam, hat Silke Neumann das nach den Proben in Einzelgesprächen geklärt. Und sie hat sich mit den unterschiedlichen Generationen separat getroffen, um gezielt auf die jeweiligen Bedürfnisse einzugehen. Mit den Seniorinnen und Senioren hat sie noch einmal gemeinsam den Text gelesen und ist auf Fragen eingegangen. Bei den Kindern hat sie stärker auf Bewegung und spielerische Elemente gesetzt.
Eine besondere Herausforderung war auch, die räumlichen und technischen Voraussetzungen zu schaffen. Silke Neumann berichtet, dass sie aufgrund von Corona nicht wie bei der ersten Aufführung im Jahr 2011 die Bühne des örtlichen Theaters nutzen konnten. An dieser Stelle hat die Partnerschule des Mehrgenerationenhauses ausgeholfen. Die Aufführung fand in der Aula statt und bei der Technik hat ein Schüler unterstützt. „Im entscheidenden Moment hat dann alles gut geklappt“, erzählt die Leiterin. „Es war toll zu sehen, wie die Zuschauenden alles gespannt verfolgt haben.“