Ein Hotel voller Leben
Immer wieder wird es im Mehrgenerationenhaus Heidelberg besonders in den Abendstunden bunt und quirlig – nämlich, wenn wieder das Kinderhotel stattfindet. Während die Kinder zu einem bestimmten Motto miteinander spielen und feiern, haben die Eltern einen freien Abend. Eine Win-win-Situation für alle.
Mehrmals im Jahr trudeln gegen 17:00 Uhr um die zwölf Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren im Mehrgenerationenhaus Heidelberg ein, um den Abend miteinander zu verbringen und dort zu übernachten. „Die Aufregung ist jedes Mal groß“, berichtet die Koordinatorin Aileen Scholz. „Unsere eigene Tochter konnte es kaum erwarten, alt genug zu sein, um selbst am Kinderhotel teilnehmen zu können.“
Und auch die Eltern sind dankbar für das Projekt, weil es einen wichtigen Bedarf deckt. In der Nachbarschaft des Mehrgenerationenhauses wohnen viele alleinerziehende Elternteile, die oftmals wenig kinderfreie Zeit haben. „Wir wollten besonders ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Kinder für eine Nacht in gute Hände abzugeben, damit sie einen Abend für sich haben“, erklärt Aileen Scholz. „Aber natürlich sind alle Kinder – auch aus anderen Familienkonstellationen – bei uns willkommen.“
Von Spiel, Spaß und manchmal auch Heimweh
Das Kinderhotel findet immer unter einem bestimmten Motto statt, meistens passend zur Jahreszeit – von Fasching bis Nikolaus. Im Sommer geht es auf den Wasserspielplatz, wenn das Wetter gut genug ist. Nach der ersten Spiel- und Bastelrunde essen alle gemeinsam zu Abend. Auch beim Kochen können die Kinder mitmachen. Wenn noch etwas Zeit ist, findet im Anschluss wieder Programm passend zum jeweiligen Thema statt. Und dann kommen die Zahnputzfüchse. Dabei handelt es sich um einen Heidelberger Verein von Studierenden der Zahnmedizin, die den Kindern zeigen, wie sie ihre Zähne richtig putzen. Bis im Anschluss alle schlafen, dauert es jedoch ein bisschen. „Die Kinder übernachten alle in einem Raum“, sagt Aileen Scholz. „Da ist dann natürlich noch viel los.“
Und auch Heimweh kommt vor und kann das Einschlafen erschweren. „Nicht nur dann ist es hilfreich, dass unsere Betreuungspersonen Studierende der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg sind“, weiß Aileen Scholz. „Sie wissen aufgrund ihrer Ausbildung und aus der Erfahrung durch Praktika, wie sie in solchen Situationen reagieren können. Sie schauen erst einmal, ob sie dem Kind vor Ort helfen können, ob es etwas braucht. Sie haben aber auch ein Notfalltelefon mit den Nummern aller Eltern. Wenn das Heimweh zu groß wird, lassen sie die Kinder abholen. Für viele ist das eben die erste Nacht, die sie nicht bei Verwandten oder Freundinnen und Freunden der Eltern, sondern bei fremden Personen verbringen. Und das muss nicht immer klappen.“ Es gibt auch das Angebot, dass die Kinder erst einmal zum Schnuppern vorbeikommen. Das bedeutet, dass sie das Programm mitmachen, aber abgeholt werden, bevor es ins Bett geht. So können sie erst einmal schauen, was im Kinderhotel passiert. Beim nächsten Mal wollen sie dann vielleicht von sich aus auch dort übernachten, um noch mehr Zeit mit den anderen Kindern zu verbringen. Im Kinderhotel entstehen nämlich bei Spiel und Spaß auch Freundschaften.
Viele Dauergäste im Kinderhotel
„Wenn die Kinder es dann geschafft haben, eine Nacht woanders zu verbringen, gibt ihnen das viel Selbstvertrauen“, berichtet Aileen Scholz. „Es stärkt ihr Selbstwertgefühl. Und so profitieren alle Seiten von dem Angebot – die Kinder und die Eltern.“ Am nächsten Morgen steht erst einmal das Frühstück an. Im Anschluss räumen alle zusammen auf. Wenn die Kinder gegen 10:00 Uhr abgeholt werden, bekommen die Engagierten des Mehrgenerationenhauses oft die Fragen gestellt: Wann ist denn das nächste Kinderhotel? Findet das jedes Wochenende statt? Um das Angebot so häufig umzusetzen, fehlen dem Mehrgenerationenhaus leider die Ressourcen. Aber viele Kinder kommen immer wieder und sind bereits jetzt für alle Termine angemeldet, die es dieses Jahr geben wird.