Die Servicestelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen ist eine bundesweite Ansprechstelle für alle Themen rund um lebenslanges Lernen. Nicola Röhricht leitet die Servicestelle. Im Gespräch erzählt sie, wie digitale Bildung für ältere Menschen gestaltet werden kann.
Worauf liegt der Fokus Ihrer Arbeit in der Servicestelle?
Wenn wir von Bildung reden, denken wir meist an Schulbildung, an Ausbildung und Studium, vielleicht noch an berufliche Weiterbildung. Selten hat man bisher die Bildung älterer Menschen in den Blick genommen. Deswegen möchten wir mit der Servicestelle dieses Thema bekannter machen. Dabei soll die Digitalisierung immer mitgedacht werden. Auch für Ältere bietet die digitale Welt tolle Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen. Wir begleiten sie dabei, mit der Hilfe von digitalen Medien zu lernen.
Unser Hauptsprachrohr ist dafür die Internet-Plattform wissensdurstig.de. Dort stellen wir alle Informationen für Seniorinnen und Senioren bereit. Dazu gehören Bildungsangebote deutschlandweit, aber auch Tipps, Materialien und Wissenswertes für Bildungsanbieter sowie gelungene Praxisbeispiele.
Worauf kommt es bei der Digitalisierung und Bildung im Alter an?
Ältere Menschen haben eine andere Motivation beim Lernen, sie verfolgen andere Ziele als Jüngere. Es geht ihnen nicht unbedingt um Leistung. Sie können gänzlich aus eigenem Interesse lernen. Genau deswegen sind strenge Curricula für sie nicht sinnvoll. Darauf legen wir auch bei unseren Materialien wert, die wir auf wissensdurstig.de und speziell zum Thema Internet auf www.Digital-Kompass.de zur Verfügung stellen. Wir achten darauf, dass die Lernschritte klein sind und dass ein informeller Rahmen zum Lernen geboten wird. Im Gegensatz zum schulischen Frontalunterricht steht der Dialog im Vordergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr unterschiedlich und bringen vielfältige Ressourcen und Erfahrungsschätze mit, die Bildungsanbieter einbinden sollten.
Auf der Plattform „Digital-Kompass“ bieten Sie Digitale Stammtische an. Was hat es damit auf sich?
Bei den Digitalen Stammtischen treffen sich Menschen und reden über Themen der Digitalisierung, die sie in ihrem Alltag betreffen. Auf diese Weise können sie miteinander lernen. Das Besondere ist, dass Interessierte nicht zwingend vor Ort sein müssen. Sie können sich auch über das Internet zuschalten, wenn sie etwa in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder zu weit weg wohnen. Damit wirken unsere Stammtische der Vereinsamung von älteren Menschen entgegen. Jeder kann hier teilhaben und in den Dialog mit anderen treten. Für weitere Informationen zum Projekt „Digital-Kompass“ können sich Interessierte gerne an die BAGSO wenden.
Welche Rolle spielen Mehrgenerationenhäuser bei der digitalen Bildung älterer Menschen?
Wir haben festgestellt, dass ältere Menschen sehr gut von Kindern und Jugendlichen lernen können, sogar besser als von Erwachsenen. Nehmen wir einmal an, wir würden Seniorinnen und Senioren erklären, wie sie ein Smartphone bedienen: Erwachsene verwenden hier meist schon eine stark technisierte Sprache. Kinder erklären das viel verständlicher und lockern die Lernsituation auf ganz natürliche Art und Weise auf. Mehrgenerationenhäuser haben bereits viele Projekte umgesetzt, die diesen Ansatz des intergenerationellen Lernens verfolgen.
Zudem können in Mehrgenerationenhäusern natürlich auch Gruppen von älteren Menschen zusammenkommen und gemeinsam lernen. Dazu gehören zum Beispiel Senioren-Internet-Cafés, die sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen. Wir arbeiten deswegen gerne und viel mit den Mehrgenerationenhäusern zusammen. Wir freuen uns immer, wenn sie mit Ihren Angeboten auf uns zukommen und wir diese über unsere Plattformen bekannt machen können.