Wenn die Straßenbeleuchtung ausgefallen ist, der Müll nicht abgeholt wurde oder ein gefährliches Schlagloch entdeckt wird, muss die Gemeindeverwaltung das erfahren. Falls das Rathaus aber schon geschlossen hat oder gerade keine Zeit zum Telefonieren ist, gerät der entdeckte Schaden leicht in Vergessenheit. Für solche Fälle gibt es in mittlerweile in 113 Brandenburger Gemeinden den „Maerker“ – ein digitales Meldeportal für Infrastrukturprobleme.
Die Idee
Die Idee zum Meldeportal stammt aus dem Jahr 2008. Das Land Brandenburg hatte zum dritten Mal den Wettbewerb eKommune ausgeschrieben, konnte aber den Sonderpreis zum Thema elektronische Bürgerbeteiligung nicht vergeben, da es keine entsprechenden Bewerbungen gab. „Das und die Textzeile aus Rainald Grebes Brandenburg-Lied ‚Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt Brandenburg’ waren der Anlass für uns, ein Beteiligungsformat zu entwickeln“, berichtet Dr. Ortwin Böckmann. Er ist beim zentralen IT-Dienstleister des Landes Brandenburg für Anwendungen und Angebote für Kommunen zuständig.
In mehreren Veranstaltungen wurde in enger Zusammenarbeit mit zwei Pilot-Kommunen das Meldeportal „Maerker Brandenburg“ entwickelt, das inzwischen in der dritten Version mit aktuell 113 angeschlossenen Kommunen läuft. „Wir haben regelmäßige Veranstaltungen mit den Redakteurinnen und Redakteuren aus den Kommunen und passen den Maerker entsprechend der Wünsche und Beschlüsse an. Es handelt sich sozusagen um ein lernendes System“, so Böckmann.
Das Besondere
Der Maerker bietet eine einfache, niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeit. Fällt jemandem ein infrastrukturelles Problem in der Gemeinde auf, kann dieses schnell und einfach online auf den Seiten der Gemeinden oder über die Maerker-App gemeldet werden. Die Meldung werden von der Redaktion geprüft und freigeschaltet, sodass der Bearbeitungsstand für alle transparent ist. Alle teilnehmenden Gemeinden haben ein Serviceversprechen abgegeben: Jede Meldung wird innerhalb von drei Tagen bearbeitet. „Das heißt natürlich nicht, dass die Straßenlaterne auch innerhalb von drei Tagen schon repariert ist, aber das Problem wird in dieser Zeit an die richtige Stelle gemeldet und kann so schnell gelöst werden“, berichtet Böckmann.
Eine weitere Besonderheit des Maerker-Portals ist das Unterstützernetzwerk. Rund 70 Partnerinnen und Partner sind mit dem Maerker vernetzt und können von den Gemeinden eingebunden werden. Dazu Böckmann: „Das sind zum Beispiel die Landkreise, die Deutsche Bahn oder die Abfallunternehmen. Meldungen, die diese Partner betreffen, können mit einem Klick weitergeleitet werden und auch sie haben das Serviceversprechen mit der Dreitagesfrist abgegeben.“
Der Maerker in der Praxis
Auch in Glienicke/Nordbahn wird der Maerker schon lange eifrig genutzt. Bürgermeister Dr. Hans-Günther Oberlack ist selbst Redakteur des Maerkers in der Gemeinde und beantwortet häufig direkt die Meldungen. „Es ist ein tolles Instrument. Über das System wird jeder Meldung eine Nummer zugewiesen, die Meldungen sind sehr gut strukturiert und der aktuelle Stand lässt sich jederzeit leicht nachvollziehen“, so Oberlack.
Der Maerker arbeitet mit einem Ampelsystem und bietet dadurch eine hohe Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger. „Die Geschwindigkeiten des digitalen Meldesystems sind natürlich in der analogen Behebung von Problemen oder Schäden nicht zu halten“, berichtet Bürgermeister Oberlack. „Aber durch die Transparenz, die das Meldeportal mit dem Ampelsystem bietet, wird hier schon viel erreicht.“
Melden oder meckern?
Insgesamt sind in Brandenburg über den Maerker schon über 104.000 Meldungen eingegangen, verrät der Ticker auf der Website. „Wenn eine Gemeinde den Maerker einführt, häufen sich die Meldungen anfangs“, erzählt Ortwin Böckmann. „Aber das pendelt sich schnell ein, wenn die Hauptmissstände erst einmal gemeldet sind.“ Dies sieht auch der Glienicker Bürgermeister Oberlack so: „Auch wenn insgesamt mehr Meldungen eingehen als über das Telefon oder persönlich bei der Gemeindeverwaltung, bedeutet der Maerker für die Kommunen eine Entlastung.“ Die eingereichten Meldungen sind sinnvoll und würden sonst vielleicht erst viel später in der Gemeindeverwaltung landen. „Je schneller ich als Kommune weiß, dass es ein Schlagloch gibt, desto früher kann ich es beheben und desto geringer sind am Ende die Kosten“, so Böckmann. Es muss also keine Gemeinde besorgt sein, dass das Portal mehr Arbeit als Entlastung bringt.