Im MGH Steinhaus Bautzen proben Jugendliche gerade ein Theaterstück über eine junge Punk-Band, die zur Wende in den Westen geht – für die Jugendlichen hat das Thema einen aktuellen Bezug: In einer demografisch älter werdenden Stadt wie Bautzen gibt es für junge Menschen wenig Anreize zu bleiben. Viele ziehen nach der Schule fort, um zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Nur wenige kehren dauerhaft zurück.
Gegen die Abwanderung geht das MGH Steinhaus Bautzen aktiv vor und startete 2016 die JugendIdeenKonferenz, bei der Jugendliche ihre Ideen für die Stadtentwicklung an Politikerinnen und Politiker der Stadtverwaltung herantragen und mit ihnen darüber ins Gespräch kommen, wie die Stadt für die jungen Menschen wieder attraktiver werden kann. Daraus entwickelten sich Vorhaben wie ein Skatepark und ein Jugendclub. „Jugendliche sollten die Erfahrung machen, dass man Einfluss nehmen und mitgestalten kann. Durch die Ideenkonferenz lernen sie aber auch, dass Interessen verhandelt werden müssen und Prozesse Zeit brauchen“, sagt Torsten Wiegel, Koordinator des Hauses. „Erwachsene merken, wie groß der Wunsch der Jugendlichen ist, mitzuwirken und was für ein enormes Potential in den jungen Menschen steckt. Am Ende können beide Seiten voneinander lernen“, so Wiegel weiter.
Das Leben in Bautzen aktiv mitgestalten
Jugendbeteiligung hat am MGH Steinhaus Bautzen Tradition. „Das zieht sich bei uns durch alle Arbeitsfelder“, erklärt Torsten Wiegel. Er ist seit knapp zwanzig Jahren am Steinhaus und hat schon viele Projekte mit Jugendlichen verwirklicht. Ihm geht es darum, nachhaltige Strukturen zu schaffen, über die Jugendliche das Leben in Bautzen aktiv mitgestalten können. „Es ist wichtig, nicht immer nur aus der Versorgungsperspektive zu denken. Jugendliche sollten die Möglichkeit haben, ihre Interessen selbst umzusetzen.“, so Torsten Wiegel. Die Jugendlichen zeigen immer wieder, dass ihnen die Stadt am Herzen liegt. Der aus der JugendIdeenKonferenz hervorgegangene und im Sommer 2018 eröffnete Jugendclub Kurti wird von den Jugendlichen eigenverantwortlich verwaltet. Auch das vom Steinhaus zusammen mit jungen Bautzenern organisierte Kulturfestival „Bouncen in Bautzen“ ist ein Vorreiterprojekt für die Stadt. Solche Veranstaltungen ziehen nicht nur junge Menschen an, sondern stärken auch den Zusammenhalt zwischen den Generationen.
„Als junger Mensch wird man oft nicht ernst genommen. Ich sehe ein Vertrauensproblem zwischen jungen und älteren Menschen“, erinnert sich Lisa Wendler. Sie arbeitet heute am MGH Steinhaus Bautzen und wirkte schon als 16-Jährige an der JugendIdeenKonferenz mit. Die Anerkennung für das Projekt hat Lisa Wendler motiviert, weiterzumachen. Heute plant sie schon das nächste Festival für 2021. An der Stadtentwicklung möchte sie sich auch weiterhin beteiligen. Da sieht sie noch viele Baustellen: „Der Ausbau von Radwegen oder des öffentlichen Nahverkehrs gehört dazu. Um fünf Uhr nachmittags fährt hier nämlich der letzte Bus in die umliegenden Dörfer.“