Gitarrenunterricht, Fußballspielen, Kochen und Muster mit Bügelperlen stecken – das Betreuungsprogramm des Mehrgenerationenhauses Wasserburg in den Oster- und Pfingstferien ist vielseitig. Um bei der Organisation zu unterstützen, stellt die Firma Meggle die Auszubildenden des ersten Lehrjahres für eine Woche frei. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Mehrgenerationenhauses gestalten und begleiten sie das Ferienprogramm für Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren und richten sich dabei meist nach ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten.
Das Angebot entlastet vor allem berufstätige Eltern. „Viele dieser Familien sind sehr dankbar, dass wir eine Ferienbetreuung vor Ort anbieten. Die Nachfrage ist enorm hoch“, erzählt Maria Hessdörfer, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Wasserburg. „Der wichtigste Unterschied zu anderen Programmen ist, dass wir den Eltern eine sehr kostengünstige Betreuung anbieten können, weil die Firma Meggle das Projekt querfinanziert“, erklärt Frau Hessdörfer, die das Angebot seit sechs Jahren begleitet. Dank der Kooperation und der dadurch höheren Anzahl an Betreuungskräften könne das Mehrgenerationenhaus auch viel flexibler auf die Bedürfnisse der Eltern eingehen. Mütter und Väter, die zum Beispiel im Schichtdienst arbeiten, sind darauf angewiesen, dass sie ihre Kinder schon um sieben Uhr in die Einrichtung bringen können. Das gäbe es sonst nirgendwo, so die Koordinatorin.
Eine langjährige Kooperation
Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Mehrgenerationenhaus Wasserburg und der Firma Meggle besteht bereits seit neun Jahren. Schon davor hatte Meggle einzelne Projekte des Mehrgenerationenhauses finanziell unterstützt. Auch aufgrund der festen Verankerung beider Institutionen in der Region hat sich die Firma für eine tiefergehende Partnerschaft angeboten. „Am Anfang wussten wir gar nicht genau, wie eine langfristigere Kooperation aussehen könnte und ob sich die Firma Meggle ein gemeinsames Projekt mit uns überhaupt vorstellen kann“, erinnert sich Maria Hessdörfer. „Trotzdem sind wir einfach auf das Unternehmen zugegan-gen.“
Zwei Partner, ein Ziel
Beiden Institutionen ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen von dem Projekt profitieren. Das gilt nicht nur für die Kinder und deren Eltern. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass die Auszubildenden ihre sozialen Kompetenzen stärken und sich weiterentwickeln können. Besonders ein Moment ist Frau Hessdörfer in Erinnerung geblieben: „Wir hatten einmal einen sechsjährigen Jungen aus Afghanistan bei uns in der Ferienbetreuung, der mit seinen Eltern nach Deutschland geflohen war. Als er uns ein wenig von seinem Leben erzählt hat, waren die Auszubildenden von seiner Geschichte ganz ergriffen. Die Jugendlichen lernen hier Menschen kennen, mit denen sie vielleicht sonst nicht in Kontakt gekommen wären.“ Am Ende jeden Tages setzen sich Mitarbeitende des Mehrgenerationenhauses mit den jungen Menschen zusammen und reflektieren solche Situationen, sprechen mit ihnen zum Beispiel über das Thema Flucht und die dahinter stehenden persönlichen Schicksalsschläge, um mit ihnen im Austausch zu sein und dabei zu helfen, die neu erworbenen Erfahrungen einordnen zu können. So schulen die Auszubildenden zum Beispiel ihre Empathie und ihr Einfühlungsvermögen und lernen, dass man auch mit sehr herausfordernden Situationen umgehen kann – Soft-Skills, die sie selten in der Schule erlernen, die aber für ihren weiteren Weg wichtig sind.
Auch das Mehrgenerationenhaus und das Unternehmen selbst gewinnen von der guten Zusammenarbeit. Neben einer breiten Berichterstattung und einer wachsenden Öffentlichkeit für beide Seiten, lernen sich die Partner immer besser kennen. Nach einiger Zeit haben auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens ihre Kinder in die Ferienbetreuung ins Mehrgenerationenhaus gebracht, selbst wenn sie aus einem ganz anderen Stadtteil kamen.
Auch in Zukunft verbunden
Für die Zukunft wünscht sich Frau Hessdörfer, dass sie nach der Corona-Pandemie nächstes Jahr wieder mit dem Ferienprogramm starten können. „Es gibt schon sehr viele Anfragen von Eltern, die sich danach erkundigen“, erzählt die Koordinatorin. Doch nicht nur das: Die erfolgreiche Kooperation hat dazu geführt, dass auch andere Firmen daran interessiert sind, sich zu beteiligen. „Da sieht man als Mehrgenerationenhaus, was alles möglich ist: Unternehmen fragen jetzt uns an statt andersherum“, sagt Maria Hessdörfer mit Stolz. So kann das Betreuungsangebot bald vielleicht auf weitere Ferienzeiten ausgeweitet werden. Was sie anderen Mehrgenerationenhäusern für eine gelungene Kooperation rät? „Es muss nicht immer ein ausgetüftelter Plan mit Präsentation sein, um an ein Unternehmen heranzutreten. Es ist auch möglich, erst einmal ganz offen Interesse zu bekunden. Viele Unternehmen möchten sich gerne sozial engagieren und sind dankbar, wenn man sich bei ihnen meldet. Die Firma Meggle hatte sich vorher bestimmt auch nicht ausgemalt, dass sie mal in der Ferienbetreuung groß rauskommt“, sagt Maria Hessdörfer und lacht.