Um Familien beim Homeschooling nicht alleine zu lassen, haben sich Engagierte aus dem Mehrgenerationenhaus Bernsdorf mit Schülerinnen und Schülern über Videokonferenzen zu gemeinsamen Unterrichtseinheiten zusammengeschaltet. Einer von ihnen war der Koordinator des Mehrgenerationenhauses Silvio Thieme. Er hat gemeinsam mit drei Kolleginnen und Kollegen aus dem Mehrgenerationenhaus jeweils eine Grundschulklasse im Rahmen eines schulbegleitenden digitalen Unterrichts betreut. „Am Anfang haben wir den Eltern eine gewisse Scheu angemerkt, weil wir nicht die bekannten Lehrkräfte aus der Schule waren“, berichtet er. „Aber nach einer Weile hat sich das gelegt und die Eltern haben gemerkt, wie wichtig die Struktur ist, die wir Ihnen da anbieten.“
Das Mehrgenerationenhaus hat für das Projekt eng mit der Grundschule vor Ort zusammengearbeitet. Die Lehrbücher sowie den Lehrplan für die anstehende Woche haben die Engagierten nach Hause geschickt bekommen, um zu wissen, welcher Unterrichtsstoff aktuell anstand: „Lerninhalte oder auch Lernmethoden haben sich mit der Zeit einfach verändert. Da konnte es auch mal passieren, dass die Schülerinnen und Schüler uns Erwachsenen etwas beibringen mussten. Aber das waren tolle Erfahrungen für die Kinder, weil sie gesehen haben, dass auch sie Lehrer sein können“, sagt Silvio Thieme.
Eine Entlastung für Familien
Ziel des Angebotes war es, allen Schülerinnen und Schülern im begleitenden Distanzunterricht die gleichen Chancen auf Schulunterricht zu geben und so die gesamte Familie zu unterstützen. Silvio Thieme erzählt, dass „alle Eltern willig und fähig waren, den Unterricht zu Hause für die Kinder zu leisten, aber irgendwann ist klar geworden, dass es einfach ein immenser Aufwand war und viele dabei an ihre Grenzen gekommen sind. Und das war ganz unabhängig von ihrem Status oder ihren Lebenswelten.“
Für jedes Fach hat es in der Woche feste Termine gegeben. Für die dritte Klassenstufe hat zum Beispiel montags und donnerstags von neun bis elf Uhr Matheunterricht stattgefunden. Die Eltern haben vorab einen Link für ein Video-Meeting zugeschickt bekommen und dann konnte es auch schon los gehen: „In der Zeit, in der die Kinder bei uns im Unterricht waren, konnten die Eltern Energie tanken oder andere Aufgaben erledigen. Das funktionierte sogar für die Erstklässler schon sehr gut.“
Herausforderungen lösen, Grenzen überwinden
Eine der größten Herausforderungen des digitalen Unterrichts war es, jeder Schülerin und jedem Schüler aus allen Jahrgangsstufen technische Geräte und eine stabile Internetverbindung zur Verfügung zu stellen. Das Mehrgenerationenhaus Bernsdorf konnte dieses Problem gut lösen. Das vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms Mehrgenerationenhaus finanzierte Corona-Projekt hat es möglich gemacht, dass sich das Haus fünf Tablets mit mobilen Routern zulegen konnte, die die Engagierten an die Kinder ohne Geräte oder Internet verliehen haben. Ohne das Angebot des Mehrgenerationenhauses, ist sich Silvio Thieme sicher, würden viele Kinder nicht versetzt werden oder spätestens das folgende Schuljahr nicht schaffen.
Digitaler Unterricht nach Corona
Für die Zukunft sei es wichtig, so der Koordinator, dass digitale Vermittlungsmethoden nur flankiert zum analogen Unterricht genutzt werden. „Die persönlichen Begegnungen zwischen Kindern und Lehrkräften kann der digitale Unterricht nicht vollständig ersetzen.“ Dennoch will Silvio Thieme Familien nicht nur in der Krise, sondern längerfristig unterstützen: „Digital erreichen wir mehr Kinder und können größere Gruppen unterrichten. Somit entlasten wir dann auch mehr Familien. Es ist einfach eine gute Möglichkeit, gleichbleibende Chancen für alle Kinder zu schaffen.“ Das Projekt kam bei den Kindern in Bernsdorf gut an. „Die Kinder haben zu Hause positiv vom Unterricht erzählt. Das hat viel Vertrauen geschaffen“, sagt Silvio Thieme. Und was sagen die Eltern zum digitalen Klassenunterricht aus dem Mehrgenerationenhaus? „Gott sei Dank, dass es Sie gibt“, zitiert Silvio Thieme.