„Dass das Telefon nicht reicht, um mit den Familien Kontakt zu halten, war uns schnell klar. Also haben wir im März letzten Jahres unsere Krabbelgruppe in den digitalen Raum geholt. Bei den ersten Treffen haben die Kinder regelrecht versucht, in den Bildschirm hinein zu krabbeln. Das war schon niedlich. Dann habe ich immer etwas vorbereitet, zum Beispiel aus Mitmach-Büchern vorgelesen und wir haben zusammen geklatscht. Oder wir haben Bewegungslieder gesungen. Aber die Kinder hatten vor dem Bildschirm keine riesige Ausdauer, das ist für sie wie Fernsehschauen. Deswegen haben wir auch den Elterngesprächen einen großen Raum gegeben.
Jeder, der Lust hatte, durfte sich einwählen
Eine digitale Krabbelgruppe ging meistens etwa eine Stunde. Weil es ein offenes Angebot war, wussten wir vorher nie, wie viele Familien kommen werden. Maximal haben an einem Termin fünf oder sechs Familien teilgenommen. Das war aber auch schon das Limit. Sonst konnten wir die Kinder nicht mehr im Blick behalten. Es ging mir auch nicht primär darum, bei einem Treffen immer eine Vielzahl von Familien zu erreichen. Gerade, wenn nur eine Familie dabei war, haben wir sehr vertraut über ganz individuelle Themen gesprochen.
Wen ich schwer erreicht habe, waren neue Familien. Aber ich habe mit dem Angebot zumindest den Kontakt zu den bereits bekannten Eltern mit ihren Kindern gehalten. Gelernt habe ich, dass man nicht aufgeben darf, wenn sich zwei-, dreimal niemand einwählt. Das muss man einfach aushalten. Ich habe dann zum Beispiel regelmäßig die Familien angerufen und sie immer wieder eingeladen, an der Krabbelgruppe teilzunehmen.
Die Kinder haben viel aufzuholen
Meine Arbeit ist eine sehr vertrauensvolle. Die Familien geben mir häufig einen tiefen Einblick in ihr Zusammenleben und ihre Herausforderungen. Aus den Gesprächen weiß ich, dass einige in der Pandemie vor großen Schwierigkeiten standen und an ihre Grenzen gekommen sind. Was ich mir wirklich wünsche ist, dass man jetzt nach den Kindern schaut und die Fachleute vor Ort fragt, was sie brauchen. Die Pandemie geht an ihnen nicht spurlos vorbei. Nicht nur im Schulstoff, auch sozial haben sie viel aufzuholen. Und jedes Kind muss auch mal Luft holen können. Ich freue mich, dass wir jetzt die Krabbelgruppe wieder im persönlichen Miteinander durchführen können.“
Zur Person
Astrid Dörzenbach ist im Mehrgenerationenhaus „Unter den Arkaden“ in München für die Angebote für Familien verantwortlich. Dabei legt sie besonderen Wert auf niedrigschwellige Zugänge.