Der Hahn Kiko und seine Hühner aus der Tierrettung, ein Bienenvolk sowie Besucherinnen und Besucher, die hier immer ein Plätzchen zum Entspannen finden – der für alle offen zugängliche Innenhof des Mehrgenerationenhauses Essen Frohnhausen ist voller Leben. „Gemeinschaft und Nachhaltigkeit stehen hier im Mittelpunkt“, sagt Patrick Sauer. Er ist Sozialarbeiter im Mehrgenerationenhaus und hat das „Bunte Grün“ mitgegründet. „Es kann schnell passieren, dass sich die Treffen der Gärtnerinnen und Gärtner zu einem Kaffeeklatsch entwickeln“, berichtet er weiter. „Diese beiden Aspekte lassen sich wunderbar vereinen. Unser Leben wird immer urbaner. Doch die Beschäftigung mit der Natur hat positiven Einfluss auf unsere mentale Gesundheit, da es viele Grundbedürfnisse unserer Psyche erfüllt – unter anderem durch die Gemeinschaft.“
Alle können sich einbringen
Der Gemeinschaftsgarten „Buntes Grün“ liegt etwas versteckt zwischen dem Mehrgenerationenhaus und Bahngleisen. Das hat den Vorteil, dass er so größtenteils vor Vandalismus geschützt ist. Denn leider haben viele ähnlich offene Projekte immer wieder damit zu kämpfen.
Die Kerngruppe der Besucherinnen und Besucher des Gemeinschaftsgartens besteht aus etwa fünfzehn bis zwanzig Leuten. Doch es kommen auch immer wieder neue hinzu. Die Gruppe formt sich stetig neu. „Manche kommen auch nur für die Gemeinschaft und haben gar nicht so viel Interesse am Gärtnern, aber das ist auch vollkommen in Ordnung“, sagt Patrick Sauer. Die Engagierten des Mehrgenerationenhauses versuchen, die Strukturen offen zu halten und setzen nicht auf strenge Regeln, sondern eher auf einen offenen Dialog und demokratische Entscheidungen. „Wir gehen ständig in den Austausch und daraus entsteht Veränderung“. Zum Beispiel haben anfangs alle überall gegärtnert, was Patrick Sauer scherzhaft Anarchiegärtnern nannte. Doch irgendwann stimmte die Gruppe gemeinschaftlich dafür, dass nun die meisten ihr eige-nes Beet haben sollen.
Gemeinsam nachhaltig
Egal ob in den selbst gebauten Hochbeeten oder bei den gepflanzten Bienenbäumen – in jedem Projekt des Gartens werden die Entscheidungen zugunsten der Nachhaltigkeit getroffen. Die Hochbeete sind beispielsweise immer aus bereits vorhandenem Material gebaut, es kommen kaum neue Ressourcen zum Einsatz. Auch die biologische Vielfalt ist ein zentraler Punkt des Nachhaltigkeitsverständnisses des Gemeinschaftsgartens „Buntes Grün“. Totholz schafft hierfür eine gute Grundlage. Als ein Baum gefällt werden musste, haben sich die Gärtnerinnen und Gärtner entscheiden, einen Teil des Holzes liegen zu lassen und durch zusätzlich gebohrte Löcher einen Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten zu schaffen. Und auch der Brombeerhang darf wild vor sich hinwachsen und bietet Unterschlupf für Vögel, Schmetterlinge und alle Arten an Käfern. Der Einsatz für die Artenvielfalt trägt schon Wurzeln. So hat Patrick Sauer schon eine Schwanzmeise entdeckt, von der er dachte, dass sie gar nicht in Essen zu finden ist.
Bei der Hochbeet-Bepflanzung setzen die Gemeinschaftsgärtnerinnen und -gärtner auf das Konzept der Permakultur. Hierbei geht es darum, Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur zu beobachten und nachzuahmen. Sie pflanzen also Mischkulturen, die sich gegenseitig positiv beeinflussen. Das Wasser zum Gießen fällt wortwörtlich vom Himmel, mit Hilfe von Sonnensegeln sammeln die Gärtnerinnen und Gärtner das Regenwasser und verwenden es an trockenen Tagen zum Gießen. Das „Bunte Grün“ versucht, auf Kreislaufwirtschaft zu setzen und bisher funktioniert das auch sehr gut.
In der kleinen grünen Oase in Essen wird aber nicht nur gegärtnert, oft finden hier auch Veranstaltungen statt. Kleine Festivals wie „Garten 2000“ und „Garten 3000“ oder gemeinsames Zeichnen unter dem Titel „Buntes Grün aufs Papier“ bringen viele unterschiedliche Menschen zusammen.