Einen wurmstichigen Apfel voller matschiger und brauner Dellen essen? „Gekauft hätte ich so einen Apfel nie“, gibt Nils Wadenpohl, Koordinator des Mehrgenerationenhauses Monheim, zu. Aber auf der Streuobstwiese der Biologischen Station Haus Bürgel der Stadt Monheim fand der Apfel dann doch noch seine Verwendung. Im Rahmen des Projekts „Nachhaltigkeit gab’s auch früher schon“ des Mehrgenerationenhauses kamen die Teilnehmenden nämlich zum Apfelpressen zusammen und „der Apfelsaft war auch wirklich lecker“, erzählt Nils Wadenpohl – trotz anfänglicher Bedenken. „Das hat mir die Augen geöffnet“, berichtet er weiter. „Ich habe verstanden, wie viel wir von der älteren Generation in Sachen Nachhaltigkeit lernen können.“ Denn ob das Apfelpressen, Flicken, Reparieren, Upcycling oder der eigene Gemüseanbau – vieles, was heute praktiziert wird, um die Umwelt zu schonen, war früher gang und gäbe. „Die ältere Generation hat einfach einen ganz anderen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit, weil sie schon damals – aus anderen Gründen als heute – eine Notwendigkeit war. Aus dem Mangel heraus lebten die Menschen nachhaltiger und gingen rücksichtsvoller mit Ressourcen um“, erläutert Nils Wadenpohl. „Von diesem Wissen können wir heute nur profitieren“, findet er.
Ein gemeinsames Anliegen
Die Bewältigung der Klimafolgen hält Nils Wadenpohl für ein großes gesellschaftliches Thema und stellt immer wieder fest: „Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr. Eigentlich wissen wir ja alle, dass wir über unsere Verhältnisse leben – und zwar nicht erst seit gestern.“ Genau deshalb sei ein auf Nachhaltigkeit abzielendes Projekt so gut geeignet, einen generationenübergreifenden Austausch herzustellen. „Denn vielen jungen Menschen ist es wichtig, ressourcenschonend zu leben, und viele ältere wissen wie’s geht.“ Nils Wadenpohls Erfahrung ist, dass ein generationenübergreifender Austausch dann am besten gelingt, wenn er zwanglos stattfindet. „Und nichts ist dafür besser geeignet als ein gemeinsames Anliegen“, erläutert er. Das Thema Nachhaltigkeit bringe die Generationen zusammen, weil es ihnen gleichermaßen wichtig ist. Hinzu kommt, dass der Austausch für einen Wissenstransfer sorgt. Doch es gehe in den verschiedenen Angeboten des Projekts auch darum, die Menschen wieder in eine Verbindung mit der Umwelt zu bringen, beim Waldbaden mit einem achtsamen Spaziergang zum Beispiel. „Das ist zwar keine Bildungsarbeit im klassischen Sinne“, erzählt Nils Wadenpohl, „aber auch solche Erfahrungen schaffen ein Bewusstsein für die Natur und ihre Systeme – bei Jung und Alt.“
Die Teilnehmenden von Anfang an mitnehmen
Das Projekt findet bereits seit 2021 statt. Wichtig ist Nils Wadenpohl, die Teilnehmenden in die Planung immer wieder mit einzubeziehen. Der erste Termin im Jahr dient deshalb der gemeinsamen Ideenfindung. Welche Themen beschäftigen die Teilnehmenden? Was möchten sie ger-ne lernen? Welche Projekte möchten Sie umsetzen? Aus den Ergebnissen dieses Austauschs entstehen dann die Angebote für das restliche Jahr: Vom Vortrag zu Food Sharing über den Kleidertausch bis zur Kräuterwanderung. Was die Menschen davon dann in ihrem Alltag in die Tat umsetzen, lasse sich schwer messen, räumt Nils Wadenpohl ein. Aber er beobachtet, dass das neugewonnene Wissen zum Nachdenken anregt.
„Das Thema Nachhaltigkeit wird uns nach lange beschäftigen“, erzählt er. Er ist überzeugt, dass wir dabei niemanden außen vorlassen dürfen: „Wir sollten nicht vergessen, dass die ältere Generation oftmals schon viel schonender mit Ressourcen umgeht als viele Jüngere. Und wir sollten sie auf keinen Fall aus dem Diskurs ausschließen.“