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Gemeinsam aktiv: Sport verbindet Jung und Alt in den Mehrgenerationenhäusern

Im Gespräch mit Prof. Dr. Johannes Verch: „Das gemeinsame Bewegen schafft Berührungspunkte, die Generationen verbinden.“

Prof. Dr. Johannes Verch erforscht die sozialen Dimensionen von Sport und die Rolle, die Bewegung für den intergenerationalen Austausch spielen kann. Im Interview spricht er über die Chancen generationenübergreifender Bewegungsangebote.

Warum ist Bewegung generell wichtig? 

Bewegung ist in vielerlei Hinsicht essenziell. Natürlich spielt die Gesundheit eine große Rolle, sowohl psychisch als auch physisch – Bewegung ist also eine wichtige Gesundheitsressource. Darüber hinaus hat Bewegung auch einen Bildungsaspekt, denn über Bewegung setzen wir uns aktiv mit der Umwelt auseinander, sei es mit der sozialen oder natürlichen. Sie fördert Persönlichkeitsentwicklung und schafft Lebensfreude, was man fast schon als philosophischen Wert sehen kann. Zudem wirkt sich Bewegung positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus und fördert damit auch den Verstand.

Wie fördern Sport und Bewegung den sozialen Zusammenhalt zwischen verschiedenen Generationen?

Es ist wichtig, vielfältige Bewegungsformen zu schaffen, die für alle Generationen ansprechend und gemeinsam durchführbar sind. Ein Zusammenkommen der Generationen im Sport kann den Zusammenhalt stärken, indem verschiedene Altersgruppen ein gemeinsames Interesse an bestimmten Sportarten entwickeln. Vieles im Sport basiert auf Kooperation und das gemeinsame Bewegen schafft Berührungspunkte, die Generationen verbinden.

Wie sollten generationenübergreifende Bewegungsangebote ausgestaltet sein?

Generationenübergreifende Bewegungsangebote sollten offen und niedrigschwellig sein, sodass jeder und jede daran teilhaben und die Inhalte mitgestalten kann. Außerdem ist es wichtig, auf die individuellen Kompetenzen und Ressourcen der verschiedenen Altersgruppen einzugehen, um niemanden auszuschließen. Solche partizipativen und kompetenzorientierten Ansätze sorgen dafür, dass sich alle angesprochen fühlen und mitmachen können. Auch die Möglichkeit zur Regelanpassung ist entscheidend, damit formalisierte Sportarten auf die Bedürfnisse aller angepasst und zu einem gemeinsamen Erlebnis werden.

Außerdem istVielfalt hier entscheidend. Angebote sollten weniger auf Wettbewerb ausgerichtet sein, sondern den gemeinsamen Spaß und das spielerische Miteinander in den Vordergrund stellen. Es braucht flexible und gemütliche Räume sowie zeitsensible Angebote, die sich an die Bedürfnisse der Teilnehmenden anpassen. Es geht weniger um Rekorde, sondern um gemeinsames Spielen und den Flow des gemeinsamen Augenblicks.

Welche Beispiele haben Sie für erfolgreiche generationenübergreifende Bewegungsprojekte?

Erlebnispädagogische Angebote wie gemeinsame Spiele, Gruppenherausforderungen oder Naturaktivitäten eignen sich hervorragend. Aktivitäten wie Radfahren, Trekking, Yoga oder Tanzen bieten generationenübergreifende Erlebnisse und schaffen Verbindungen durch gemeinsames Erleben in der Natur. Solche Erfahrungen fördern den Zusammenhalt und sind in der Praxis sehr erfolgreich.

Wie beeinflusst der demografische Wandel die Notwendigkeit und Gestaltung generationenübergreifender Sportangebote?

Da die älteren Bevölkerungsgruppen wachsen, wird die Nachfrage nach altersgerechten, vielfältigen Bewegungsformen steigen. Normierte Sportarten verlieren an Attraktivität, während Gesundheitssport und gemeinschaftliche, erlebnisorientierte Angebote an Bedeutung gewinnen. Der demografische Wandel begünstigt den Trend zu kleineren, lokal verankerten Initiativen und gesundheitsorientierten Sportangeboten.

Wie sehen Sie die Rolle von Mehrgenerationenhäusern bei der Förderung von Sport und Bewegung für alle Altersgruppen?

Mehrgenerationenhäuser können durch eine flexible und zeitgemäße Gestaltung von Räumen und Flächen für unterschiedliche Angebote ideale Orte für generationenübergreifende Bewegung sein. Wichtiger als formalisierte Sportflächen sind Wohlfühlräume mit Zugang zur Natur, die zur Bewegung einladen. Auch gemeinschaftliche Aktivitäten wie Ausflüge und Sportfeste können Menschen verschiedenen Alters zusammenbringen und so den sozialen Austausch fördern.

Zur Person

Prof. Dr. Johannes Verch ist Professor an der Alice Salomon Hochschule Berlin, der sich auf die sozialen Dimensionen von Bewegung und Sport konzentriert. Seine Forschung umfasst die Integration von Sport in den Alltag, ökologische Nachhaltigkeit und die Verbindung von Gesundheit und Bewegung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der sozialen Gerechtigkeit und den unterschiedlichen Zugängen zu Bewegungsangeboten für Menschen aller Altersgruppen. Seine Arbeit zielt darauf ab, Sport und Bewegung als Mittel zur Förderung von sozialem Zusammenhalt sowie intergenerationalem Austausch zu nutzen.